Am Altar, dem wichtigsten Kultort der christlichen Kirche, entwickelte sich im Laufe des 12. Jahrhunderts eine der interessantesten und vielfältigsten religiösen Bildformen: Das Altarretabel, das unterschiedliche Medien – etwa Malerei, Relief und Skulptur – und Gestaltungsmodi – etwa buntfarbige Malerei und goldgefasste Skulptur – miteinander kombiniert und durch die Möglichkeit des Zeigens und Verbergens verschiedener Ansichten in ein komplexes, bedeutungssteigerndes Bezugssystem setzt. Entlang ausgewählter Altarbildwerke der Gemäldegalerie und des Bode-Museum der Staatlichen Museen zu Berlin wollen wir diesen Erscheinungsformen nachgehen und die ästhetischen Mehrwerte analysieren, die durch derartige Bezüge bzw. Gegenüberstellungen entstehen. Ziel des Seminars ist es, anhand von Originalen die Medienkombinatorik als grundlegendes kunsthistorisches Phänomen zu verstehen, wofür sich das genuin intermediale Altarretabel besonders anbietet – umso mehr als die Produktion von Altarbildern traditionell eine der wichtigsten künstlerischen Aufgaben während des Mittelalters und der Renaissance darstellte. Der behandelte Zeitraum erstreckt sich dabei vom 12. bis zum 17. Jahrhundert und umfasst Werke aus Italien, Spanien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Zugleich bietet das Seminar aber auch die Möglichkeit Hauptwerke der Berliner Sammlungen im Original kennenzulernen; wobei wiederholt Experten von Museumsseite in die Diskussion einbezogen werden. Voraussetzungen für die Teilnahme an dem gemeinsam mit Sven Jakstat von der Kolleg-Forschergruppe BildEvidenz durchgeführten Seminar sind die Übernahme eines Referats, das zwei Wochen vor dem Termin in einer vorher vereinbarten Sprechstunde zu diskutieren ist, sowie die anschließende Erarbeitung einer schriftlichen Objektanalyse. Die Sitzungen finden ausschließlich im Bode-Museum und der Gemäldegalerie statt, weswegen die maximale Zahl der Teilnehmenden auf 20 begrenzt ist. Das Seminar findet im Zwei-Wochen-Rhythmus Donnerstags von 16-20 Uhr statt (Beginn: 24.10.). Schließen

Einführende Literatur Dümpelmann, Britta: Veit Stoß und das Krakauer Marienretabel. Über die Möglichkeiten des medialen Zugangs zum Schnitzretabel, in: Kristin Marek u. Martin Schulz (Hrsg.), Kanon Kunstgeschichte. Eine Einführung in Werke und Methoden, Paderborn 2015, S.127-147. Ganz, David u. Felix Thürlemann (Hg.): Das Bild im Plural. Mehrteilige Bildformen zwischen Mittelalter und Gegenwart (= Bild+Bild, 1), Berlin 2010, S. 7-38. Krüger, Klaus, Von der Pala zum Polyptychon: das Altarbild als Medium religiöser Kommunikation, in: Wolf-Dietrich Löhr und Stefan Weppelmann (Hg.), Fantasie und Handwerk. Cennino Cennini und die Tradition der toskanischen Malerei von Giotto bis Lorenzo Monaco, Ausst.-Kat. Berlin 2008, S. 179-199. Reudenbach, Bruno: Wandlung als symbolische Form. Liturgische Bezüge im Flügelretabel der St. Jacobi-Kirche in Göttingen, in: Bernd Carqué, Hedwig Röckelein (Hg.), Das Hochaltarretabel der St. Jacobi-Kirche in Göttingen (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte Bd. 213, Studien zur Germania Sacra, Bd. 27), Göttingen 2005 S. 249-272. Schlie, Heike, Wandlung und Offenbarung. Zur Medialität von Klappretabeln, in: Das Mittelalter, 9 (2004), Heft 1, S. 23-43. Suckale, Robert, Der mittelalterliche Kirchenbau im Gebrauch und als Ort der Bilder, in: Uwe M. Schneede (Hg.), Goldgrund und Himmelslicht. Die Kunst des Mittelalters in Hamburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1999, S. 15-25. Schließen