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WiSe 19/20: Al-Ghazali Die Inkohärenz der Philosophen

Beate Ulrike La Sala

Kommentar

Mit seinem Werk Die Inkohärenz der Philosophen (Tahafut al-falasifa) ist Al-Ghazali philosophiehistorisch häufig als ein Zerstörer der Philosophie wahrgenommen geworden. Er widmet sich in diesem Text einer kritischen Hinterfragung metaphysischer Positionen von Autoren der arabischen Falasifa-Tradition, wobei Al-Farabis und Ibn Sinas (Avicenna) Konzeptionen im Zentrum seiner Auseinandersetzung stehen. Dabei werden drei der diskutierten Positionen als grundsätzlich abzulehnen herausgestellt: die Vorstellung der Ewigkeit der Welt, ein göttliches Nicht-Wissen der Partikularien sowie die Ablehnung der körperlichen Auferstehung. Die übrigen metaphysischen Topoi werden zwar durchaus kritisch beleuchtet, jedoch nicht vollends verworfen, was Rückschlüsse auf Al-Ghazalis eigene philosophische Positionierung erlaubt. Mit dieser Schwerpunktsetzung verdeutlicht Al-Ghazalis Werk wie Themen eines aristotelisch-neuplatonischen Korpus in der klassisch arabisch-islamischen Philosophie verhandelt werden und dient damit als Einstieg in letztere. Seit der Erwiderung von Ibn Rushd (Averroes) auf Al-Ghazalis Thesen in seinem Die Inkohärenz der Inkohärenz (Tahafut al-Tahafut) und dessen Rezeption in der lateinischen und jüdischen Philosophie des Mittelalters darf es zugleich auch als ein Werk gelten, was die Debatten der letzteren Philosophietraditionen nachhaltig beeinflusst hat und ist damit von einer philosophiegeschichtlichen Bedeutung, die weit über den kulturellen und zeitlichen Kontext der klassischen arabisch-islamischen Philosophie hinausreichen. Im Seminar soll das Werk in Ausschnitten analysiert und diskutiert werden. Das Hauptaugenmerk soll dabei auf Al-Ghazali’s drei zentralen Kritikpunkten liegen. Da die Ansätze von Al-Farabi und Ibn Sina für das Verständnis des Ansatzes von fundamentaler Bedeutung sind, sollen sie in die Diskussion des Textes einfließen. Arabischkenntnisse sind willkommen, aber keine Teilnahmevoraussetzung. Das Seminar steht auch Besuchern anderer Fachrichtungen offen. Schließen

Literaturhinweise

Einführende Sekundärliteratur: Adamson, Peter (Hg.), The Cambridge companion to Arabic philosophy, Cambridge, 2005; Al-Akiti, M. Affifi, “The Good, the Bad, and the Ugly of Falsafa: Al-Ghazâlî’s Madnûn, Tahâfut, and Maqâsid, with Particular Attention to their Falsafî Treatments of God’s Knowledge of Temporal Events.” In Avicenna and his legacy: a golden age of science and philosophy. ed. by Y. Tzvi Langermann, Turnhout: Brepols, 2009, 51–100. Griffel, Frank. Al-Ghazali’s philosophical theology. Oxford: Oxford Univ. Press, 2009. Janssens, Jules. “Al-Ghazzâlî's Tahâfut: is it really a rejection of Ibn Sînâ's philosophy?”. Journal of Islamic Studies 12: 1, 2001, 1–17. Treiger, Alexander. Inspired Knowledge in Islamic Thought: Al-Ghazali’s Theory of Mystical Cognition and Its Avicennian Foundation. London [u.a.]: Routledge, 2012. Watt, William Montgomery. Muslim Intellectual: A Study of Al-Ghazali. Edinburgh: Univ. Press, 1963. Schließen