16210 Seminar

WiSe 19/20: Euripides, Troerinnen

Michael Krewet

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Euripides’ Drama der Troerinnen wird in zeitgenössischen Betrachtungen vielfach unter die großen und bewegenden Antikriegsdramen der griechischen Antike gezählt. Verse wie die des Poseidon: „Törichter Mensch, der Städte, Tempel und Gräber verwüstet und dann selbst zugrunde geht.“ (vv. 95-97) haben einen Beitrag zu diesem Urteil geleistet. Das Drama wurde aufgeführt, nachdem der für Athen leidvolle Peloponnesische Krieg schon länger als ein Jahrzehnt andauerte. Vermutlich ist es in das Jahr 415 v. Chr. zu datieren und damit gewissermaßen auf den Vorabend des athenischen Aufbruchs zur Sizilienexpedition, die ein großer Teil der athenischen Jugend letztlich mit dem Lebe bezahlte. Nicht selten ist das Drama so auch als eindringliche Mahnung des großen athenischen Dichters Euripides an die politischen Verantwortlichen seiner Zeit gelesen worden. Einzelne Verspartien wie die Trauerszene, in der Hekabe ihren toten Enkel erblickt, werden von Interpreten des Dramas immer noch zu den Höhepunkten des tragischen Theaters schlechthin gezählt.
In der Fachforschung hat das Stück über seine Rolle als Antikriegsdrama in Kriegszeiten auch in anderer Hinsicht Beachtung gefunden. Ist Euripides für Aristoteles noch der tragischste unter den drei großen attischen Dramatikern, ändert sich das Urteil über ihn zunehmend ins Negative. Er gilt als Auflöser der Struktur und Ordnung, welche die Dramen seiner Vorgänger noch aufgewiesen hätten. Seine Troerinnen sind unter seinen Stücken sogar für den Inbegriff eines Dramas ohne einheitliche Struktur gehalten worden, in denen sich einfach mehrere Abschiedsszenen aneinanderreihen. Lange galt es als das „regelloseste Stück“ des Euripides.
Diese und weitere Problem- und Fragestellungen werden im Hauptseminar behandelt werden. close

Suggested reading

Textgrundlage: (Kritische Ausgabe für den griechischen Text:) Euripides Troades, edidit Werner Biehl, Stuttgart 1970 (jede andere textkritische Ausgabe ist ebenfalls willkommen).

Weitere Literatur wird im Seminar vorgestellt. close

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