WiSe 19/20: Bürgerliches Trauerspiel. Einführung in die Theorie und Ästhetik
Sarah Ralfs
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Als „Tragödie der Aufklärung“ wird das bürgerliche Trauerspiel häufig bezeichnet, aufgrund seiner engen Verbindung mit der in den europäischen Aufklärungsbewegungen entstehenden bürgerlichen Gesellschaftsordnung. Es resultiert aus einer Kritik an der Tragödie, die im 18. Jahrhundert sukzessive expliziter wird, in der sich Dramatiker und Theatertheoretiker von jener distanzieren, insofern ihr Personal zu Wenige repräsentiere: die Herrschenden und Mächtigen, Könige und Königinnen, den Hof, den Tyrannen, die Halbgötter. Im Kontext sich nach und nach ausbreitender Emanzipationsbestrebungen im 18. Jahrhundert in Europa wird die Forderung laut, auch den ‚gewöhnlichen‘ Menschen auf der Bühne darzustellen, seine Lebenswelten zu zeigen, seine Affekte und Dilemmata abzubilden. Die Herausbildung des Trauerspiels impliziert damit sowohl die Forderung der Darstellung einer anderen Lebenswelt wie zugleich auch deren Erkundung, im Sinne einer aufklärerischen ‚Erforschung‘.
Im Seminar wollen wir uns aus theoretisch-ästhetischer Perspektive mit dem bürgerlichen Trauerspiel beschäftigen und sowohl Trauerspiele selber lesen und analysieren als auch uns mit ihren Theoretisierungen auseinandersetzen und sie darüber hinaus in ihrem kulturgeschichtlichen Kontext verhandeln.
Eine Fluchtlinie der Auseinandersetzung bildet dabei auch die Frage: Welchen Status besitzt das Trauerspiel heute und was für Aussagen treffen seine Aktualisierungen über die gesellschaftliche Ordnung in der wir leben?
Die Übernahme von Referaten und Gruppenarbeiten ist obligatorisch.
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