16703a Graduate Course

WiSe 19/20: Was ist katholische Literatur?

Jürgen Brokoff

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„Was ist katholische Literatur? – diese vom Gegenwartsautor und Romancier Martin Mosebach im Jahr 2006 gestellte Frage soll im Seminar anhand von deutschsprachigen literarischen Texten unterschiedlicher Gattungen und Epochen aus dem 19. und 20. Jahrhundert erörtert werden. Dabei sind die Schwierigkeiten und Probleme bei der Beantwortung der titelgebenden Frage das eigentliche Seminarthema. Unter „katholischer“ Literatur sind keineswegs nur Texte zu verstehen, die von (bekennenden) Katholiken stammen, die katholische Stoffe und Themen behandeln oder sich freiwillig zum „Propaganda-Vehikel katholischer Lehre“ (Mosebach) machen. Auch tritt „katholische“ Literatur im eigentlichen Sinne erst hervor, wenn Autorinnen und Autoren, Leserinnen und Leser die freie Wahl haben, Katholikinnen und Katholiken zu sein oder eben nicht zu sein. Und gehören zur „katholischen“ Literatur auch Texte von Nicht-Katholik*innen, die sich besonders fasziniert von Aspekten des Katholizismus (Liturgie, Ritual, Transsubstantiation, das Heilige, Heiligenverehrung) zeigen? Das Seminar untersucht mit Blick auf den vom preußischen Protestantismus geprägten deutschen Sprachraum und mit Seitenblicken auf die Situation in Frankreich und England unterschiedliche Ausformungen einer katholischen Literatur. Dabei sind auch sozialgeschichtliche Aspekte einer milieuspezifischen Minderheitenliteratur zu berücksichtigen. Historische Schwerpunkte sind der literarische Katholizismus im 19. Jahrhundert (Annette von Droste-Hülshoff, C. F. Meyer), während und nach der Jahrhundertwende (Stefan George, Hugo von Hofmannsthal, Carl Schmitt, Hugo Ball, Zeitschrift „Hochland“), nach dem Zweiten Weltkrieg (Reinhold Schneider, Heinrich Böll) und nach der Wende 1989/90 (Botho Strauß, Peter Handke, Martin Mosebach). Literatur zur Einführung: Martin Mosebach, Was ist katholische Literatur? In: Ders., Schöne Literatur. Essays, München/Wien 2006, S. 105-129. close

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