WiSe 19/20: (Re-)Collecting Theater History. Epochenübergreifende Theaternetzwerke in biografischen Dokumenten
Peter Jammerthal
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Seit dem Sommer 2017 führt das Institut für Theaterwissenschaft gemeinsam mit der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln unter dem Titel (Re-)Collecting Theatre History ein Forschungsprojekt durch, das ausgehend von Künstler*innennachlässen in den jeweiligen Sammlungen Methoden und Ergebnisse herkömmlicher Theatergeschichtsschreibung neu befragen will.
Das Geschichte durch „große Männer gemacht? werde, kann einerseits als naive Weltsicht von gestern zurückgewiesen werden, andererseits hält sich die Fixierung auf Einzelpersönlichkeiten in der populären Geschichtsschreibung und in pädagogischen Konzepten hartnäckig, besonders auch in neuen audiovisuellen Formen (Videoessays, Audiowalks etc.). Begleitet wird dies durch neue Ansätze kritischer Reflektion des Genres der Biografie insbesondere in der Literaturwissenschaft, die zu einer Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten und Konzepte u.a. zu Fragen biografischer Referenzialität, Narrativität und Poetizität, Fiktionalität und Faktizität sowie schließlich zur Biografiewürdigkeit und deren Kritik und Revision insbesondere aus Sicht der Gender und der Postcolonial Studies geführt haben.
Theaterhistorische Archive sind von diesen Fragestellungen besonders betroffen, da die dort versammelten Materialien zu einem großen Teil in einem personenbezogenen Provenienzzusammenhang, als Künstler*innen-Nachlässe, zusammengetragen wurden. Sie lassen sich daher immer noch den Lebenszusammenhängen von Akteur_innen zuordnen, deren Lebenswege naturgemäß in vielen Fällen ‚quer’ zu den großen politischen Entwicklungslinien und Zäsuren sowie auch zu den künstlerischen Ordnungslinien (sei es die eigene Programmatik von Künstler*innen oder ihre später Verortung in Entwicklungslinien) stehen.
Das Projekt (Re-)Collecting Theatre Histories zielt auf die digitale Erschließung und Vernetzung von Archivkonvoluten aus ausgewählten Personennachlässen beider Institutionen vor dem Hintergrund der genannten Fragestellungen ab. Hauptseminar und Übung begleiten die Schlussphase dieses Projekts, geben Gelegenheit über das Verhältnis von Theaterhistoriografie und Biografik zu reflektieren und - ganz handgreiflich - den wissenschaftlichen Umgang mit konkreten Archivalien zu erproben, wozu auch Exkursionen vorgesehen sind. Hauptseminar und Übung können nur gemeinsam besucht werden.
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