16671

WiSe 19/20: Bildersprache - Medienkonkurrenz. Literarische Bild-Text-Bezüge von der Frühaufklärung bis zur Gegenwart

Friederike Günther

Comments

Die Vorlesung behandelt historische Stationen des Zusammen- und Widerspiels von Bildern und literarischen Texten. Es geht darum, die epochalen Besonderheiten und Verschiebungen im Bild-Text-Verhältnis exemplarisch herauszuarbeiten. Die intermediale Fragestellung dient der Darstellung von historisch bedingten Rezeptionshaltungen, etwa in Bezug auf die Wahrnehmung von Raum und Zeit. Der Ausgangs- und Schwerpunkt der historischen Betrachtung liegt in der Aufklärung. Das Beispiel der barocken Emblematik demonstriert zunächst ein Miteinander von Wort und Bild, das ein bestimmtes Natur- und Ordnungsverständnis vermittelt und festigt. Seit dem Aufklärungszeitalter löst sich dieses Miteinander zunehmend in einen theoretisch unterfütterten Wettstreit der Künste auf, Text und Ton etwa treten als Zeitmedien in den Vordergrund und machen – kulminierend in Lessings Laokoon – dem Bild Konkurrenz. Doch steht etwa in der Frühromantik, so in Kleists Beschreibung von C. D. Friedrichs Mönch am Meer, wiederum die erhabene, augenblicksgebundene und sinnesüberwältigende Wirkmacht des Bildes im Vordergrund, die den beschreibenden Text als Zeit- und Reflexionsmedium nahezu aushebelt. Die Ästhetik des zwanzigsten Jahrhunderts verabschiedet endgültig die klare Differenzierung von Raum und Zeit. Die Bilder geraten in Bewegung, wie Rainer Maria Rilke fasziniert bei Cézanne beobachtet, und die Sprache – siehe Hofmannsthals Chandos-Brief – greift nach der unmittelbaren Überwältigungskraft des Bildes. Intermedialitätstheorien des späteren 20. Jahrhunderts sprechen von einem grundsätzlichen Ineinander beider Medien. Ob die Mediendifferenz und –konkurrenz damit tatsächlich aufgehoben ist bzw. wie es um das Verhältnis von Bild und Text in der Gegenwartsliteratur steht, soll abschließend exemplarisch erörtert werden. close

16 Class schedule

Regular appointments

Tue, 16:00 - 18:00 16 Class schedule

Tue, 2019-10-15 16:00 - 18:00

Lecturers:
Prof. Dr. Friederike Günther