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WiSe 19/20: Illusion - Theorien der Täuschung. Einführung in die Theorie und Ästhetik

Jan Lazardzig

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Ideen und Konzepte der Illusionserzeugung, der kunstvollen Täuschung, prägten lange Zeit das Verständnis von Theater in Europa. Dabei wurden, je nach Zeit und Kontext, unter dem Begriff Illusion ganz unterschiedliche Dinge gefasst. Während etwa im 17. Jahrhundert Fragen der Illusionserzeugung in poetologischer Hinsicht diskutiert wurden (wie ist ein Drama zu bauen, so dass es den von Aristoteles aufgestellten Gesetzen der poetischen Wahrscheinlichkeit Genüge tut), wird im theatertheoretischen Diskurs des 18. Jahrhunderts die Illusionserzeugung maßgeblich an der Wirkung des Schauspiels auf den Zuschauer bemessen (Denis Diderots spricht von einer imaginären „vierten Wand“, die zu diesem Zweck zwischen Bühne und Publikum zu errichten sei). Im 19. Jahrhundert verleiht die Möglichkeit einer massenhaften technischen Reproduzierbarkeit von Bildern und Klängen dem Illusionsdiskurs (etwa im Kontext des Naturalismus) immer deutlicher abbildrealistische Züge. Die Avantgardebewegungen des 20. Jahrhunderts finden schließlich einen gemeinsamen ästhetischen Nenner in ihrer anti-illusionistischen Stoßrichtung. Während der Illusionsbegriff im ästhetischen Diskurs seine Zentralstellung verliert, spielt er eine wichtige Rolle in der historisch-materialistischen (Karl Marx, Walter Benjamin, Theodor W. Adorno) und psychoanalytischen (Sigmund Freud) Kultur- und Gesellschaftskritik. In jüngerer Zeit ist (erneut) ein kunsttheoretisches Interesse am Begriff der Illusion zu verzeichnen, vor allem in Reaktion auf technisch erzeugte Simulakra sowie auf die Schaffung immersiver Erfahrungen im Grenzbereich zwischen Ausstellung und Aufführung.

Auf der Grundlage einschlägiger Positionen zum Illusionsbegriff bietet das Seminar einen Einstieg in den Studienbereich Theorie und Ästhetik. Studierende erwerben Kenntnisse in der kritischen Lektüre und Analyse dieser Texte und können die jeweiligen Theorien historisch einordnen auf theatrale Phänomene anwenden. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zur Lektüre anspruchsvoller Texte. Seminarbegleitend sollen aktuelle Inszenierungen und Ausstellungen besucht werden.

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