Vormundschaft ist ein altes Konstrukt der Fürsorge für verwaiste Kinder. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch von 1896 ist die Übernahme einer Vormundschaft eine Bürgerpflicht und das Leitbild bis heute der ehrenamtlich tätige Einzelvormund.
Allerdings werden rund 80 % der Vormundschaften in Deutschland vom Jugendamt geführt. Denn es geht heutzutage nur noch im Ausnahmefall um elternlose Kinder sondern um den Entzug der elterlichen Sorge und die daraus resultierende Notwendigkeit einer alternativen Vertretung. Der Vormund hat es in der Regel mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die Vernachlässigung und/oder Misshandlung erlebt haben, und die gegen den Willen ihrer Eltern – und oft auch gegen ihren eigenen Willen – von ihrer Herkunftsfamilie getrennt wurden. Einerseits soll er nun in gewisser Weise die Funktion der Eltern übernehmen, andererseits sind die Herkunftseltern aber noch präsent und weiterhin bedeutsam für ihr Kind. In diesem Spannungsfeld benötigt der Vormund neben rechtlichen Kenntnissen umfangreiche fachliche Kompetenzen, um seiner Rolle gerecht zu werden. Welche das sein kann, das wird eine der zentralen Fragen sein, denen wir im Seminar nachgehen.
Wir werden uns mit den rechtlichen und fachlichen Grundlagen der Vormundschaft beschäftigen und insbesondere ihre Verortung innerhalb der Jugendhilfe in den Blick nehmen. Dazu verschaffen wir uns einen Überblick über die Literatur und Forschung zu diesem Thema. Schließen