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Vorlesung
WiSe 20/21: Völkermorde in Subsahara-Afrika: Erklärungen aus der Perspektive konkurrierender Forschungsansätze
Salua Nour
Kommentar
Seit der Gründung der Völkermordforschung am Anfang der dreißiger Jahre im zwanzigsten Jahrhundert wird die planmäßige Massentötung bzw. die Zerstörung der Lebensgrundlagen und damit die Vernichtung von Teilen einer Bevölkerung wegen ihrer religiösen, ethnischen, kulturellen oder nationalen Zugehörigkeit in der politischen und rechtlichen Theorie und Praxis thematisiert. Das Ziel der Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist stets, die Mechanismen zu identifizieren, die im Laufe der Geschichte in wiederkehrender Weise die Verübung von Völkermord bedingt haben, um sie zukünftig auszuschalten. Rückblickend ist jedoch festzustellen, dass es weder anhand idiographischer noch nomothetischer Forschungsansätze eine Annäherung an dieses Ziel in den Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gegeben hat. Auf sichtbare oder der Wahrnehmung der öffentlichen Meinung auf internationaler Ebene entzogenen Weise hat die Massenvernichtung von Menschenleben aus ideologischen oder wirtschaftlichen Gründen in Ländern des globalen Südens, insbesondere in der Region Subsahara-Afrika, erheblich zugenommen.
Mit der Vorlesung werden Studierende in die Ergebnisse liberaler und kritischer Ansätze im Bereich der Völkermordforschung mit Bezug auf Subsahara-Afrika eingeführt und an die anzunehmenden Gründe für das Versagen der Völkermordforschung hinsichtlich der Eindämmung dieses Gewaltgeschehens herangeführt. Lernziele sind dabei: Erwerb von analytischen und methodologischen Kompetenzen (Fähigkeit, zwischen Ideologie und Wissenschaft zu unterscheiden); Ergänzung der reduktionistischen Sichtweise, dass Völkermord allein durch endogene Faktoren bestimmt wird, durch die Betrachtung exogener Faktoren als Determinanten dieses Geschehens; Einübung der Ermittlung von realitätsbezogenem Wissen anhand der Konfrontation von Narrativ und Gegennarrativ über Untersuchungsgegenstände.
Vorlesungsgliederung und einführende Literatur werden Anfang März am Blackboard ausgehängt. Schließen
Literaturhinweise
Bloxham, D. / Moses, Dirk, 2010, The Oxford Handbook of Genocide Studies
Charny, I.W., ed.,2000: Encyclopaedia of Genocide (vol. 1 and 2)
Hinton, A. L., 2013, “Critical Genocide Studies”, in: Joyce Apsel / Ernesto Verdeja, ed., Genocide Matters - Ongoing Issues and Emerging Perspectives
International Network of Genocide Scholars (laufende Beiträge) http://inogs.com/
Jacobs, S., 2017: Pioneers of genocide studies
Levene, Mark, 2005, Genocide in the Age of the Nation-State. 2 vols. London: I.B. Tauris.
Meierhenrich, J., 2014: Genocide: a reader. Oxford University Press
Moses, A. Dirk, ed., 2008: Empire Colony, Genocide: Conquest, Occupation, and Subaltern Re-sistance in World History. New York: Berghahn Books
Moses, A. Dirk, 2006, “Why the Discipline of ‘Genocide Studies’ Has Trouble Explaining How Geno-cides End?” 22 December 2006, Social Sciences Research Council: http://howgenocidesend.ssrc.org/Moses/
Semelin, Jacques, 2003, “Toward a Vocabulary of Massacre and Genocide”, in: Journal of Genocide Research, 5/2, 193-210
Semelin, Jacques, 2007, Purify and Destroy: The Political Uses of Massacre and Genocide, New York: Columbia University Press Schließen
15 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 03.11.2020 16:00 - 18:00
Di, 10.11.2020 16:00 - 18:00
Di, 17.11.2020 16:00 - 18:00
Di, 24.11.2020 16:00 - 18:00
Di, 01.12.2020 16:00 - 18:00
Di, 08.12.2020 16:00 - 18:00
Di, 15.12.2020 16:00 - 18:00
Di, 05.01.2021 16:00 - 18:00
Di, 12.01.2021 16:00 - 18:00
Di, 19.01.2021 16:00 - 18:00
Di, 26.01.2021 16:00 - 18:00
Di, 02.02.2021 16:00 - 18:00
Di, 09.02.2021 16:00 - 18:00
Di, 16.02.2021 16:00 - 18:00
Di, 23.02.2021 16:00 - 18:00