WiSe 20/21: Das gezeichnete Ich. Annäherungen an Graphic Memoirs
Björn Hochschild
Kommentar
In Graphic Memoirs erzählen und zeichnen Autor*innen Geschichten ihres Lebens. Ein solches autobiographisches Erzählen in Comicform kann in vielfacher Hinsicht interessant erscheinen: Wer oder was ist das ‚autobiographische Ich‘, das von sich erzählt und sich darin gleichsam selbst herstellt und zur Anschauung bringt? Wie gestalten sich Erinnerung und Erinnern in den ästhetischen Erfahrungen dieser Werke? Und was sind das für Körper, die sich Panel für Panel transformieren und im Akt des Zeichnens und Betrachtens als Bild sowie als Selbst-Bild erst erschaffen werden?
Als Filmwissenschaftler*innen werden Ihnen viele Aspekte im (wissenschaftlichen) Umgang mit Comics bekannt vorkommen: Es geht um Bilder (und Texte), Sequenzen und ihre Montage, um Körper, Formen, Rahmungen, Perspektiven, Licht und Farben oder zeitliche und räumliche Konstellationen. Dennoch fordern Comics eigene analytische und theoretische Zugänge: Sequenzen und Tableaus breiten sich simultan vor den Augen der Lesenden aus; Zeichnungen und Sprechblasen beanspruchen gleichzeitig andere Modi unserer Wahrnehmungen; in Cartoons, Bewegungslinien oder Onomatopöien gewinnen sonderbare Zeichen an Bedeutung.
Ziel der Veranstaltung ist somit, neben der Annäherung an den zentralen Gegenstand der Graphic Memoirs zu erproben, wie Sie Erkenntnisse Ihres bisherigen filmwissenschaftlichen Studiums auf andere mediale und ästhetische Gegenstände kritisch übertragen können. In diesem Sinne ist die Veranstaltung auch als eine Einführung in die Comicforschung konzipiert; das heißt hier: insbesondere in die Theorie und Analyse von Comics. Vorerfahrungen im Umgang mit Comics oder Vorkenntnisse aus der Comicforschung werden nicht vorausgesetzt.
Voraussetzungen & Seminargestaltung
Für die Teilnahme werden Interesse und Bereitschaft an einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Medium Comic, seiner Analyse und Theorie sowie der genauen Lektüre einzelner Graphic Memoirs vorausgesetzt.
Die Veranstaltung findet digital statt und wird sowohl synchrone als auch asynchrone Bestandteile beinhalten. Ein Mikrophon ist für die Diskussionsteilnahme Voraussetzung und eine Kamera für die Diskussionskultur wünschenswert.
Die Situation des digitalen Semesters stellt uns alle vor besondere Herausforderungen. Um diesen gerecht zu werden, möchte ich Ihnen vor Semesterbeginn die Möglichkeit zur Mitgestaltung geben: Sollten Sie vorhaben, diese Veranstaltung zu besuchen und Wünsche, Ideen oder Fragen zur Gestaltung, zum Ablauf oder Inhalt haben, schreiben Sie mir eine Email an:
bjoern.hochschild [at] fu-berlin.de.
Als zentrale Bestandteile der Veranstaltung sind neben der Lektüre von Primär- und Sekundärliteratur Online-Diskussionen im Kurs und in kleineren Arbeitsgruppen geplant. Es soll genug Raum geben, sich intensiv mit mindestens drei Graphic Memoirs auseinanderzusetzen. Dazu sind während der laufenden Veranstaltung Schreib- und Korrekturarbeiten angedacht, die zur Prüfungsleistung zählen werden. Der Großteil des Arbeitsaufwands soll sich damit in die Vorlesungszeit verlagern.
Der genaue Ablauf wird den Teilnehmenden in der ersten Woche der Vorlesungszeit und nach Einbeziehung Ihrer Anregungen und Wünsche bekanntgegeben.
Für einen ersten Einblick in den Gegenstand siehe etwa: Schröer M. (2016), Graphic Memoirs — autobiografische Comics. In: Abel J., Klein C. (Hg.) Comics und Graphic Novels. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05443-2_15
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung