WiSe 20/21: Theatralität und Identitätspolitik: Friedrich Schiller im 19. Jahrhundert
Matthias Mansky
Kommentar
Die Lehrveranstaltung widmet sich den Zusammenhängen von Theatralität und Erinnerungskultur am Beispiel der Schiller-Rezeption. Die Popularität Friedrich Schillers im 19. Jahrhundert ist geprägt von einer politischen Vereinnahmung bei den bürgerlichen Gedenk- und Dichterfeiern. Besonders die Feiern zu Schillers hundertstem Geburtstag 1859 gelten heute als Höhepunkt der Dichterverehrung. Sie hatten den Charakter von Massendemonstrationen und erscheinen als utopische Imaginationen einer bürgerlichen und nationalen Einheit, die in der politischen Realität vorerst gescheitert war. Die in ganz Europa und auch Nordamerika begangenen Feierlichkeiten reflektieren einerseits die zeitgenössischen politischen und sozialen Krisen, andererseits die Sehnsüchte und Illusionen des jeweiligen Festkollektivs.
Ausgehend von den Schillerfeiern 1859 wird sich die Lehrveranstaltung bemühen, die unterschiedlichen Formen von Theatralität und Inszenierung zu hinterfragen, die ihre Auswirkungen auf die Literatur- und Theatergeschichtsschreibung hatten und somit auch unser heutiges Schiller-Bild nachhaltig mitgeprägt haben. Anhand der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von theaterhistoriografischem Quellenmaterial wie Schiller-Adaptionen für die Bühne, Stücken mit intertextuellen Bezügen, biographischen Festspielen, Parodien, Festberichten, Pressemitteilungen, Festreden usf. soll das facettenreiche Bild eines deutschen Klassikers nachskizziert werden, wie es uns bis heute – nicht nur in theater- oder literaturwissenschaftlichen Seminaren – begegnet. Ein Schwerpunkt wird hierbei auf der Rezeption innerhalb der Habsburgermonarchie und dem politischen Konkurrenzverhältnis zu Preußen liegen.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung