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WiSe 20/21: Performance- und Aktionskunst. Einführung in die Theaterhistoriographie

Friederike Oberkrome, Matthias Warstat

Kommentar

Der Kurs führt in grundlegende Fragen und Methoden der Theaterhistoriographie ein. Thematisch wird es mit der Performance- und Aktionskunst der 1950er- bis 1970er-Jahre um Theaterformen gehen, die ihren Platz nicht auf der Theaterbühne im engeren Sinne haben, sondern sich an ganz unterschiedlichen Orten – in Museen oder Galerien, in alten Industrieräumen, in verlassenen Garagen oder auf der Straße – ereignet. Im Gegensatz zu über Wochen geprobten Inszenierungen dramatischer Texte an Theaterhäusern setzen die Performance-Beispiele, mit denen wir uns im Verlauf des Seminars beschäftigen wollen, auf Einmaligkeit und Prozessualität, auf einen bis dato ungewohnten Einsatz des Körpers sowie auf Selbstbezüglichkeit. Die jeweiligen Aktionen können dabei äußerst vielfältig sein: durch einen Berg an Autoreifen klettern, sich in den Arm schießen lassen, den Körper als Pinsel nutzen, jemandem die Füße waschen oder so lange auf einer gedachten Linie hin und her gehen, bis eine Spur bleibt. Die vielgestaltige Performance- und Aktionskunst der 1950er- bis 1970er-Jahre eignet sich mit ihrer Flüchtigkeit und ihrem bisweilen institutionenkritischen Impetus in besonderem Maße als Gegenstand für eine Einführung in die Theaterhistoriographie. Denn sie stellt uns als Forschende vor eine Herausforderung, die für das Sprechen und Schreiben über vergangene Theaterereignisse insgesamt gilt: Wenn künstlerische Aktionen wesentlich auf Handlungen beruhen, was bleibt dann von ihnen? Welche Mittel haben wir zur Verfügung, um einmalige und vergängliche Aufführungsphänomene in Kunst und Alltag zu beschreiben, zu analysieren und einzuordnen? Über welche Arten von Quellen lassen sich historisch gewordene Performances erschließen? Oder ist es am Ende gar das nachträgliche Reden und Schreiben über Performancekunst selbst, das deren Ereignishaftigkeit erst hervorbringt? Im Verlauf des Kurses werden wir solche Fragen an ausgewählten Beispielen diskutieren und einschlägige theaterhistoriographische Verfahren erproben. In Vorbereitung der 10-seitigen Hausarbeit, mit der Sie diesen Kurs abschließen, wird ein Schwerpunkt darauf liegen, ausgehend von einzelnen Performances oder Aktionen historiographische Quellen zu recherchieren, unterschiedliche Lesarten und Deutungen gegenüberzustellen, sie im kulturgeschichtlichen Kontext zu verorten und auf Grundlage dessen schließlich selbst zu einer Einschätzung zu kommen.

Das Seminar wird online auf Webex stattfinden. Über die digitale Organisation werden Sie vor Beginn des Kurses per Mail informiert.

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