WiSe 20/21: Feminismus für die 99 % - neue feministische Bewegungen im Gegenwartstheater
Juliane Gorke, Karina Rocktäschel
Kommentar
Seit den 1990er Jahren sind sowohl an deutschen Stadt- und Staatstheatern als auch in der Freien Szene starke ästhetische, diskursive und strukturelle Bezugnahmen auf (queer-)feministische Bewegungen zu beobachten. Neue und vor allem kollektiv organisierte Arbeitsweisen haben sich um (queer-)feministische Themen herum gebildet. Ihre Ausdrucksformen reichen von der zunehmenden Inszenierung feministischer Stoffe über (queer-)feministische Diskursprogramme und Festivals hin zu Auseinandersetzungen mit theoretischen Konzepten aus Philosophie und Geisteswissenschaften sowie strukturellen und institutionellen Machtverhältnissen. Ihre Bedeutung äußert sich zudem in der Arbeit von aktivistischen Gruppen und Aktionen (z.B. Die Vielen; Ensemble-Netzwerk e.V.; Initiative für Solidarität am Theater (ISaT); Pro Quote Bühne), die sich in den letzten Jahren vermehrt gegen strukturelle Ungleichheiten der Institution Theater einsetzen.
Die Verflechtung von feministischer Kunst und politischen Bewegungen zeigt sich auch darin, dass von feministischen Autor*innen wieder vermehrt programmatische Schriften zur zukünftigen (Um-)Gestaltung der Gesellschaft publiziert werden. Eines dieser Manifeste ist „Feminism for the 99%“ (2019) von Cinzia Arruzza, Tithi Bhattacharya und Nancy Fraser, das den intersektionalen Anspruch vertritt, einen explizit antikapitalistischen, antirassistischen und antiimperialistischen Feminismus zu entwickeln. Entlang dieses und anderer Manifeste lassen sich zahlreiche Fragen für eine feministische künstlerische Praxis heute stellen: Worin liegt der Reiz von Manifesten gerade für eine (queer-)feministische Praxis? Welche Gegenwartsdiagnosen entwerfen Manifeste? Welche Politiken schließen sie aus? Welche Zukunftsentwürfe entwickeln feministische Theatermacher*innen? Wie sehen ihre Arbeitsformen aus? Und wie können künstlerisches und politisch-aktivistisches Schaffen zusammenkommen?
Das Seminar sucht entlang dieses feministischen Manifests und Beispielen aus dem Gegenwartstheater nach aktuellen Schnittstellen von Theater und (queer-)feministischer Politik. Angestrebt werden neben der gemeinsamen Textdiskussion vor allem Beiträge von Studierenden in Form von (kollektiven) Schreibübungen, Kurzessays und/oder Audio Präsentationen. Das Seminar wird in digitaler Form über die Plattform Webex stattfinden.
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