16405

WiSe 20/21: Online: Was ist Gemeinschaft?

Agnieszka Hudzik

Hinweise für Studierende

Diese Lehrveranstaltung findet Online statt.

Kommentar

Was ist Gemeinschaft? Literarische und intermediale Imaginarien „Gut ist es, an andern sich zu halten, denn keiner trägt das Leben allein“, der aphoristische Satz Hölderlins scheint in den Zeiten der Pandemie und der sozialen Distanzierung neue Brisanz zu gewinnen. Den Wunsch nach dem Beisammensein und der Zugehörigkeit betrachtet man als eines der emotionalen Grundbedürfnisse des Menschen. Über das Dazugehören wird in der Öffentlichkeit häufig im Kontext der Zuwanderung diskutiert. In den Debatten über das neue, offene Wir-Gefühl kristallisiert sich Gemeinschaft als eine besondere Form der Kollektivität, die uns Geborgenheit, Wärme, Sicherheit, Beständigkeit und Stabilität anbieten kann. Wie lässt sich ein Kollektiv imaginieren, in dem alle friedlich zusammenleben können? Im Seminar werden wir die Vorstellungen der inklusiven Gemeinschaft, ihr Imaginationsreservoir und ihre mediale Codierung, in Literatur und Gegenwartskunst untersuchen. Wir setzen uns mit dem Motiv des Verlusts der Gemeinschaft und dem ihrer Wiederherstellung auseinander. Auf unserer Lektüreliste stehen Auszüge aus ausgewählten Prosawerken vom Anfang des 20. Jahrhunderts (der Autoren wie Herzl, Kafka, Conrad) und aus Gegenwartsromanen (z.B. von Philip Roth oder Eshkol Nevo), wir schauen uns auch Beispiele der zeitgenössischen Videokunst an (Yael Bartana). Zu ihrer Analyse werden wir uns mit den Konzepten der Intermedialität befassen und versuchen den Gemeinschaftsdiskurs zu kartieren. Hierfür werfen wir einen Blick auf die Ansätze in den benachbarten Disziplinen – wie Medientheorie (Flusser, McLuhan), Sozialwissenschaften (Bauman, Sennett), Theorie der Politik (Walzer) oder Kulturphilosophie (Foucault, Agamben). Was schlagen uns Literatur und Kunst heute vor? Uns – den Menschen, die eine mediatisierte Gemeinschaft sein wollen oder müssen. Schließen