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Seminar
WiSe 20/21: Online: Arbeit und Müßiggang in der europäischen Romantik
Claudia Lillge
Hinweise für Studierende
Diese Lehrveranstaltung findet vollständig online statt.
Kommentar
Die Zeit von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ist für die Entwicklung des modernen Arbeitsbegriffs von außerordentlicher Relevanz. Literatur und Künste der europäischen Romantiken bringen in diesen Prozess spezifische Anregungen ein, weil sie sich nicht auf die von aufklärerischen Positionen etablierte Gegenüberstellung von positiv bewerteter Arbeit und negativ bewertetem Müßiggang reduzieren lassen, sondern häufig gerade das 'Andere' des tätigen Lebens (neben dem Müßiggang auch die Muße und Faulheit) aufwerten oder mit Überblendungen zwischen Formen der Arbeit und Nicht-Arbeit operieren. In diesem Seminar erkunden wir die sozial-, kultur-, ideen- und ästhetikgeschichtlichen Dimensionen dieser Thematik: Welche Vorstellungen von Arbeit (z.B. Handwerk, Dienstleistung, Geistesarbeit) und Nicht-Arbeit (z.B. Arbeitslosigkeit, Muße, Müßiggang, Faulheit, Verweigerung) werden in der Literatur und den Künsten dieser Zeit erzeugt? Welche Geschlechterordnungen (Männerarbeit, Frauenarbeit) organisieren diese Vorstellungen? Welche Werthaltungen (z.B. Knochenarbeit, brotlose Kunst) werden damit konstruiert und welche Möglichkeiten der Selbsterfindung entworfen? Wie konkretisiert sich die ästhetische Darstellung von Arbeitsräumen (z.B. Fabrik, Manufaktur, Werkstatt, häusliche Sphäre), Arbeits- und Frei-Zeiten (z.B. Beschleunigung, Entschleunigung, vita activa und vita passiva), Arbeitstopografien (z.B. Industrie- und Agrarlandschaften) sowie von materiellem und immateriellem Milieu? Dieses Seminar widmet sich der Erschließung der historischen Semantiken von Arbeit und Müßiggang und verfolgt, wie diese in den Literaturen und Künsten der europäischen Romantiken realisiert, erprobt und weiterentwickelt werden. Das Lektürekorpus besteht wesentlich aus Lyrik und kürzeren Prosatexten (Erzählungen, Novellen, Volks- und Kunstmärchen) der englischen und deutschen Romantik, aber auch andere europäische Literaturen werden einbezogen. Im Zuge dessen sondieren wir Gemeinsamkeiten und Divergenzen der jeweiligen Romantiken, vergleichen literarisch-künstlerische Epochenstile, diskutieren Fragen abweichender Periodisierung und rücken insbesondere transnationale Wechselverhältnisse in den Blick.
Literatur: Wir lesen u.a. ausgewählte Gedichte von William Blake und William Wordsworth, Auszüge aus den Tagebüchern von Dorothy Wordsworth ("The Grasmere Journals") sowie weitere Prosatexte von Friedrich Schlegel ("Idylle über den Müßiggang"), Joseph von Eichendorff (Aus dem Leben eines Taugenichts), Wilhelm Hauff ("Das kalte Herz"), Ludwig Tieck ("Des Lebens Überfluß") und Hans Christian Andersen ("Die Stopfnadel"). Ein Reader wird zu Beginn des Semesters digital zur Verfügung gestellt; für die Texte von Eichendorff und Tieck verwenden wir die Reclam-Studienausgabe.
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Literaturhinweise
Zur Einführung: Nicht-Arbeit: Politiken, Konzepte, Ästhetiken, hg. von Jörn Etzold und Martin Schäfer (Weimar, 2011); Die Rolle der Arbeit in verschiedenen Epochen und Kulturen, hg. von Manfred Bierwisch (Berlin, 2003). Schließen
14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 03.11.2020 16:15 - 17:45
Di, 10.11.2020 16:15 - 17:45
Di, 17.11.2020 16:15 - 17:45
Di, 24.11.2020 16:15 - 17:45
Di, 01.12.2020 16:15 - 17:45
Di, 08.12.2020 16:15 - 17:45
Di, 15.12.2020 16:15 - 17:45
Di, 05.01.2021 16:15 - 17:45
Di, 12.01.2021 16:15 - 17:45
Di, 19.01.2021 16:15 - 17:45
Di, 26.01.2021 16:15 - 17:45
Di, 02.02.2021 16:15 - 17:45
Di, 09.02.2021 16:15 - 17:45
Di, 16.02.2021 16:15 - 17:45