14004 Proseminar

WiSe 20/21: "Pinselgespräche unter dem Himmel": Kultur-, Literatur- und Geistesgeschichte der japanisch-chinesischen Beziehungen

Niels Hendrik Bader

Kommentar

Mit der ersten offiziellen Gesandtschaft nach China wurde Japan gewissermaßen zu einem Teil des Reichs der Mitte, wenn auch nur als Land in der ostbarbarischen Peripherie. Die baldige Übernahme und Umformung wesentlicher Elemente dieser Reichskosmologie, etwa die frühe Vorstellung von Japan selbst als Reich der Mitte mit eigenen Barbaren an den Rändern, ebenso wie sporadisches Aufbegehren oder Aggression gegenüber dem Festland sowie längere Phasen stark eingeschränkter Kontakte änderten nichts daran, dass langfristig immer mehr Kontakte und Beziehungen entstanden. Chinesen kamen auf die Inseln als Lehrmeister und Zen-Mönche, Händler, Abenteurer, aber auch als Flüchtlinge und Studenten in der Moderne. Japaner reisten über das Meer auf der Suche nach Wissen und Schriften, als Gesandte und Buddhisten, Piraten und Soldaten. Ab der Meiji-Zeit, als China erstmals ohne größere Mühen erreichbar wurde, wuchs die Menge an Händlern, Abenteurern, Gelehrten und anderen, die sich hin- und herbewegten, rasant an. Trotz der großen kulturellen und sprachlichen Unterschiede konnten sich dabei viele noch bis ins 20. Jahrhundert hinein mit dem Pinsel unterhalten – oft sogar auf höchstem Niveau. In beiden Ländern galt die klassisch chinesische Schriftsprache als Bildungsgrundlage, die zugleich mit dem Studium der chinesischen Geisteswelt verbunden war. So verbreitete sich chinesisches Wissen in Japan und wirkte offen oder subtil in unterschiedlichste Facetten von Kultur, Literatur und Religion hinein. Einen Höhepunkt erreichte es in der Edo-Zeit, als selbst die Gelehrten der japanzentrischen „Landesschule“ die vorherrschenden neokonfuzianischen Methoden verwendeten. Gerade in Zeiten verminderter Kontakte entwickelte sich China als ein zeitlich und räumlich entrücktes, imaginiertes Gegenüber für die Japaner, das vereinnahmt und verinnerlicht werden konnte: Beispielsweise sprach man auch gebildeten Japanern neben einer „japanischen Seele“ einen „chinesischen Geist“ zu. Schließlich führte die Konfrontation Ostasiens mit der westlichen Moderne zum Bruch: Chinesisches Wissen verlor seinen Status einerseits an westliches Wissen, andererseits an Konstruktionen genuin japanischer Kultur, Geschichte, Sprache, Literatur und Religion. Kommunikations- und Reisemöglichkeiten brachten Menschen aus Japan und China näher zusammen denn je. Der Zerfall von allem unter dem Himmel in moderne Nationalstaaten schürte jedoch gleichzeitig Entfremdung und Konflikte. Innerhalb dieses zeitlichen und inhaltlichen Rahmens wird im Seminar zudem der Einfluss weiterer Länder im Umkreis des Reichs der Mitte, wie Korea und Ryukyu, auf die japanisch-chinesischen Beziehungen untersucht. Schließen

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