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WiSe 20/21: Religion, Politik und Geschlecht: Antigone von Sophokles bis Judith Butler

Susanne Gödde

Hinweise für Studierende

Bitte beginnen Sie bereits vor Semesterbeginn mit der Vorbereitung (s. Literaturhinweise unten). Die Seminarlektüre wird ab Anfang Oktober sukzessive im Blackboard-Kurs zu dieser Lehrveranstaltung hinterlegt. Schließen

Kommentar

Antigone steht seit der gleichnamigen Tragödie des Sophokles für den Widerstand gegen die Obrigkeit unter Berufung auf Familie und Religion: Sie bestattet gegen den Befehl des Königs Kreon aus religiöser Pflicht und geschwisterlicher Liebe ihren gefallenen Bruder Polyneikes, dem das Grab wegen seines Angriffs auf die Heimatstadt Theben verweigert wird. Sie tut dies nach den ungeschriebenen Gesetzen der Unterweltsgötter, und Sophokles inszeniert sie als eine „Hadesbraut“, die lieber sterben will, als dem Toten Unrecht geschehen zu lassen. Ihr Wille, das Verbot zu übertreten, ist stark, sie folgt einem eigenen Gesetz (auto-nomos) und einem nahezu erotischen Trieb. Damit hat Sophokles ein Exempel des Widerstands und der Verneinung statuiert, das Schriftsteller, insbesondere Dramatiker – wie Jean Anouilh, Bertolt Brecht oder Rolf Hochhuth –, immer wieder aktualisiert haben, zumal in Zeiten des Kriegs und des Nachkriegs. In den Deutungen Hegels und Hölderlins ist Antigone zudem zur Chiffre des Tragischen geworden, des Zusammenstoßes zweier unaufhebbarer Gegensätze, Staat und Familie, zweier gleichermaßen berechtigter Ansprüche. In religionswissenschaftlicher Hinsicht werden wir im Seminar dem Konflikt zwischen Religion und Politik, aber auch der Verquickung von beidem, anhand der Antigone-Figur nachgehen und fragen, wie unterschiedliche Autoren Antigones Tat politisch oder religiös legitimieren, kritisieren oder überhöhen. Dabei interessiert insbesondere die Frage, inwieweit Momente der Märtyrerin oder des Selbstopfers in ihr angelegt bzw. ihr in späteren Bearbeitungen zugeschrieben werden. Psychoanalytische Deutungen der Figur, die auf die Verbindung von Tod und Eros zielen, kommen ebenso zur Sprache wie feministische. Schließen

Literaturhinweise

Zur Einführung empfohlen: Sophokles, Antigone (beliebige Übersetzung, z.B. von Wolfgang Schadewaldt, insel tb, oder von Norbert Zink, Reclam) – Forschungsliteratur: Jan Söffner: Antigone, in: Der Neue Pauly, Supplemente Bd. 5: Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. v. Maria Moog-Grünewald, Stuttgart, Weimar 2008, S. 81–96 (auch online zugänglich über FU-Netz) – George Steiner: Die Antigonen. Geschichte und Gegenwart eines Mythos, München 1988 (frz. 1984) – Gisela Greve (Hg.): Sophokles, Antigone, Tübingen 2002 Schließen

15 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Di, 16:15 - 17:45 15 Termine

Di, 03.11.2020 16:15 - 17:45

Kommentar:
für die Studieneingangsphase