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WiSe 20/21: Die Götter im Exil: Religion und Religionskritik bei Heinrich Heine

Susanne Gödde

Hinweise für Studierende

Das Seminar findet online über WebEx statt. Bitte beginnen Sie bereits vor Semesterbeginn mit der Vorbereitung (s. Literaturhinweise unten). Die Seminarlektüre wird ab Anfang Oktober sukzessive im Blackboard-Kurs zu dieser Lehrveranstaltung hinterlegt. Schließen

Kommentar

Heinrich Heine (1797-1856) hat sich in seinem schriftstellerischen Werk immer wieder im Spannungsfeld dreier Religionen – Judentum, Christentum und paganer antiker Religion – positioniert und die intellektuellen Spielarten dieser Religionen analysiert oder auch satirisch überzeichnet. Kaum ein Dichter hat so scharfzüngig die Tyrannei der Religionen beklagt und sich doch so sehr mit den Figuren der Bibel oder der Antike identifiziert, in ihren Geschichten sein eigenes Leben gespiegelt, sich an ihnen gerieben und von ihnen abgestoßen. Gegen den einen machtvollen und strafenden Gott, deren Vorbilder Heine in den Despoten von Staat und Kirche ausmachte, plädierte er für die „Wiedereinsetzung des Menschen in seine Gottesrechte“ und für die Stiftung einer „Demokratie gleichherrlicher, gleichheiliger, gleichbeseligender Götter“. Die antiken griechischen Götter sind ihm bald entrückte und fahle Gespenster, die vom Christentum besiegt wurden, bald stehen sie für Sinnlichkeit und wilde Orgien und damit gegen den Spiritualismus, den Heine, zusammen mit der Askese, für Judentum wie Christentum gleichermaßen reklamiert. Anhand von Lektüren ausgewählter Werke Heines (insbes. Die Götter Griechenlands; Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland [Auszüge]; Götter im Exil und Die Göttin Diana sowie von Gedichten wie Das neue Israelitische Hospital zu Hamburg oder Der Apollongott) soll im Seminar untersucht werden, wie Heine die jeweilige Religion als kulturprägendes und identitätsformendes Arsenal von Dogmen und Bildern, von Erzählungen und Traditionen versteht, nicht ohne auch deren Vermischungen zuzulassen. Seine eigene Biographie als getaufter Jude und in den letzten Lebensjahren von Schmerzen gezeichneter Kranker wird ebenso zur Sprache kommen wie der zeitgenössische Kontext von Assimilation und Emanzipation, von Zensur und Revolution, von Pantheismus und Saint-Simonismus in der Zeit des Vormärz. Schließen

Literaturhinweise

Primärliteratur: die oben genannten Texte in: Heinrich Heine: Sämtliche Schriften, 6 Bände, hg. v. Klaus Briegleb, München: Hanser 1968, 21975, dtv 1997 (oder in einer anderen Ausgabe). Forschungsliteratur: Joseph A. Kruse: Heinrich Heine. Leben, Werk, Wirkung, Frankfurt a. M. 2005 (evtl. anschaffen) – Joseph A. Kruse: „Der Dichter versteht sehr gut das symbolische Idiom der Religion“: Über Heines kritisch-produktives Verhältnis zu religiösen Traditionen, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 58/4, 2006, 289–309 (blackboard) – Renate Schlesier: Heinrich Heines exilierte Götter, in: Klaus Briegleb und Itta Shedletzky (Hg.): Das Jerusalemer Heine-Symposium: Gedächtnis, Mythos, Modernität, Hamburg 2001, 93–110 (blackboard). Schließen