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WiSe 20/21: Berliner Geschichte ergehen

Georg Jansen

Kommentar

Thema: Gemeinhin benutzt man in der Stadt Verkehrsmittel, um von einem Ort (der Stadt) zum anderen zu gelangen, ohne dabei auf die dazwischen liegenden Orte zu achten. Wenn wir uns in oder unter der Stadt zu unserem Zielort hin bewegen, tun wir meist so, als gäbe es dazwischen keinen anderen Ort. Franz Hessel, ein Pionier des Stadtflanierens, versuchte seine Leser in der „Kunst, in Berlin spazierenzugehen“, zu unterweisen. Hessel empfahl, die Stadt wie ein Buch zu lesen und auf alles zu achten, was einem auf dem Weg zum Ziel begegnet. Dabei wird dem Zufall eine große - kreative - Rolle zuerkannt, so dass das Ziel bei dieser Art von Stadtlektüre auch einmal getrost vergessen werden darf. Wer aber auf diese Weise sich Berlin „ergeht“ oder „erläuft“, wird nicht nur aufmerksam für die überall zu entdeckenden Spuren seiner Kulturgeschichte; sie oder er lernt durch solcherlei lesende Erfahrung auch allererst ein eigenes Bild eines historisch und kulturgeschichtlich unendlich vielschichtigen Berlins sich zu bilden. Programm: Im Seminar werden wir in Grundzügen die Berliner Geschichte seit der Reichsgründung 1871 nachzeichnen, und zwar am Beispiel von literarischen und künstlerischen Dokumenten, in denen sich historische Erfahrungen unmittelbar niedergeschlagen haben. Ausgewählte literarische Texte von Hessel, Benjamin, Döblin, Grass, Treichel und Herrndorf werden wir in Auszügen lesen, und zwar stets mit dem Ziel, das Werden der Stadt Berlin aus diesen Texten heraus besser zu verstehen. Auch Filme und Werke der Bildenden Kunst werden behandelt. An etwa fünf Seminarterminen werden wir uns zu Stadtspaziergängen treffen, bei denen wir Kunstwerke auf ihren Entstehungs- oder Referenzort zurückverfolgen werden. Jeder Spaziergang ist einem Schwerpunkt gewidmet: Literatur, Kunst, Musik, (evtl. Club-Szene), street art. Sie als Studierende werden jeweils einen dieser Erkundungsgänge vorbereiten und uns durch ein „Berlinthema“ führen. Falls die Pandemiesituation es erlaubt, plane ich auch einen Besuch einer Theatervorstellung oder eines Museums mit Ihnen. Die im Seminar zu lesenden Texte werden zu Beginn des Semesters auf Blackboard zur Verfügung gestellt. Die erste Sitzung am 5.11. kann nicht auf dem Campus stattfinden. Ist der Kurs für Sie geeignet? Sie sollten großes Interesse an Literatur und Kunst sowie der Geschichte Berlins mitbringen. Ohne Ihre Bereitschaft zu regelmäßiger vorbereitender Lektüre (15 Seiten pro Woche) ist die Teilnahme an diesem Seminar nicht ratsam. Studien- und Prüfungsleistungen: Um 5 ECTS-Punkte zu erhalten, müssen Studierende die Kursmaterialien gut kennen (ca. 15 Seiten pro Woche, sich während des Semesters auf verschiedene Arten an dem Kurs beteiligen (kleine schriftliche Aufgaben, mündliche Diskussionsbeiträge) und die schriftliche Abschlussprüfung (bestehen. Schließen