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WiSe 20/21: Psychogeographie

Gregor Wolfgang Hens

Kommentar

Thema: Die Psychogeographie ist eine Methode, den städtischen Raum spielerisch und experimentell zu erfahren und in der Darstellung erfahrbar zu machen. Schwer fassbare Strukturen der Stadt, zum Beispiel die unsichtbaren Grenzen zwischen verschiedenen Vierteln, sollen erkannt und beschrieben werden. Die Psychogeographie wird seit den 1950er Jahren in verschiedenen Disziplinen (Architekturtheorie, Soziologie, Kartographie, Literatur) praktiziert und ist mit der Künstlerbewegung der Situationistischen Internationale verbunden, wo sie eine stark politische Komponente hatte. Der urbane Mensch in seinem wirtschaftlich-gesellschaftlichen Kontext wurde als unmündig und gesteuert verstanden, der sich befreit, indem er sich in neue, unerwartete "Situationen" begibt. Während die Flaneure des frühen zwanzigsten Jahrhunderts vor allem die Innenstädte der großen europäischen Metropolen erkundeten, richtet die moderne Psychogeographie ihren Blick auf räumliche Strukturen, die in das klassische Stadtbild nicht unbedingt passen wollen: Randgebiete, POPS ("Privately Owned Public Spaces"), "Nicht-Orte" nach Marc Augé, Foucaultsche Heterotopien, Satellitenstädte und verlassene Orte. Neuere Formen des städtischen Experimentierens, die auf die psychogeographische Praxis zurückgreifen, sind Urbexing (Urban Exploration) und Map Hacking (Manipulationen an digitalen Stadtplänen), aber auch Flash Mobs, Parkourlaufen und Roofing. Programm: Wir werden einige Grundtexte der Psychogeographie lesen, ihre Geschichte erkunden und die Tradition bis in die Gegenwart verfolgen. Ziel ist es, auf spielerische und kreative Weise bestimmte urbane Räume zu erfassen und einen neuen, "frischen" Blick auf die Stadt zu gewinnen, wobei verschiedene Modi des städtischen Erkundens (z.B. Fahrradfahren, Nachtwandern) zur Sprache kommen werden. In Kurzvorträgen und Referaten werden einzelne Städte und Themen schwerpunktartig beleuchtet und anschließend diskutiert. Da geführte Exkursionen in gewisser Weise das genaue Gegenteil des psychogeographischen "Sich-Treiben-Lassens" (dérive) darstellen, wird erwartet, dass die Kursteilnehmer die Stadt eigenständig erkunden und von ihren Erfahrungen berichten. Für wen ist der Kurs geeignet? Der Kurs steht Studierenden aus den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften offen. Grundvoraussetzung ist das Interesse am städtischen Raum, an modernen Lebensformen und an künstlerischen und literarischen Darstellungen. Kursteilnehmer sollten bereit und in der Lage sein, wissenschaftliche und literarische Texte auf Deutsch und Englisch zu lesen. Studien- und Prüfungsleistungen: Um 5 ECTS-Punkte zu erhalten, müssen Studierende an mindestens 80% der Sitzungen teilnehmen; die Kursmaterialien genau lesen; sich aktiv an den Diskussionen beteiligen; ein Referat halten; eine Abschlussklausur bestehen. Schließen