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WiSe 20/21: Online: Autobiographie und Soziologie: Annie Ernaux

Irene Albers

Hinweise für Studierende

Das Seminar findet Online statt und wird als Co-Teaching mit Sarah Hechler (Friedrich Schlegel Graduiertenschule und Centre Marc Bloch) unterrichtet.

Kommentar

Annie Ernaux’ Reflexion ihrer sozialen Herkunft in der von ihrem Vater handelnden Erzählung La Place (1983; Der Platz, 2019) leitet nach drei autobiographischen Romanen ein neues Schreibprojekt ein, das sie als „autosoziobiographisch“ bezeichnet. Ausgehend von ihren persönlichen, in der ersten Person Singular wiedergegebenen Erfahrungen versucht Ernaux mit einer soziologisch inspirierten „objektivierenden Distanz“ Unpersönliches, Kollektives freizulegen. Die Lektüre der kritischen soziologischen Studien des französischen Bildungssystems von Pierre Bourdieu und Jean-Claude Passeron, Les Héritiers (1964) und La Reproduction (1970; Auszüge aus beiden Werken wurden übersetzt in: Die Illusion der Chancengleichheit, 1971), bildete laut Ernaux den Auslöser, sich mit verdrängten Erinnerungen auseinanderzusetzen und den eigenen sozialen Werdegang zu objektivieren. Zudem habe insbesondere Bourdieus 1979 erschienenes Werk La Distinction (Die feinen Unterschiede, 1982) eine befreiende Wirkung auf sie gehabt, insofern es ihre körperlichen und affektiven Erfahrungen von sozialen Unterschieden wissenschaftlich validierte. Das Ziel des Seminars ist ein doppeltes: Zum einen sollen Annie Ernaux’ autosoziobiographische Erzählungen gattungstheoretisch untersucht werden, um herauszuarbeiten ob und inwiefern sie sich von anderen Textformaten wie Autobiographie und Autofiktion unterscheiden. Zum anderen wollen wir uns spezifisch mit dem Verhältnis von Literatur und Soziologie bei Ernaux befassen: So scheinen soziologische Konzepte wie Habitus oder „symbolische Gewalt“ literarisch erfahrbar zu werden und sozialwissenschaftliche Methoden der Objektivierung wiederum in Form von ethnographischen Beobachtungen oder beschriebenen Photographien in die Erzählungen miteinzufließen. Der Verbindung von Singulärem und Unpersönlichem, Intimem und Sozialem wollen wir uns insbesondere ausgehend von den Erzählungen La Place, Les Années und Mémoire de fille (dt.: Der Platz, Die Jahre und Erinnerung eines Mädchens) widmen. Bitte beschaffen Sie sich die Taschenbuchausgaben dieser Werke. Eine erste Lektüre vor Semesterbeginn wird empfohlen. Auch wenn es deutsche Übersetzungen gibt, werden wir die französischen Texte zugrunde legen. Auf diese Weise können die Teilnehmer*innen ihre Lesekenntnisse des Französischen erweitern. Schließen

14 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Do, 05.11.2020 12:15 - 13:45

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