WiSe 20/21: Emotionsanalyse in der Digitalen Literaturwissenschaft
Berenike Herrmann
Kommentar
Organisation
Das Praxisseminar findet (bis auf fakultative Präsenztreffen ggf. im November und Februar) ausschließlich digital statt. Es enthält synchrone und asynchrone Lehreinheiten. Donnerstags werden regulär zwischen 15:00-15:45 Uhr 45-minütige synchrone Treffen auf WebEx durchgeführt (Teilnahme obligatorisch). Veranstaltungs-Tools sind Blackboard, FU-Wiki und Webex.
Der Seminarplan, weitere organisatorische Details und Materialien werden für angemeldete Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Vorlesungsbeginn auf Blackboard bereitgestellt.
Bitte nutzen Sie für Ihre Anliegen Prof. Herrmanns Sprechstunde mittwochs zwischen 16 Uhr und 17:30 Uhr im digitalen Büro: https://profherrmann.youcanbook.me/
Inhalt
Teddy looked at him directly for the first time. „Are you a poet?“ he asked.
„A poet?“ Nicholson said. „Lord, no. Alas, no. Why do you ask?“
„I don’t know. Poets are always taking the weather so personally. They’re always sticking their emotions in things that have no emotions.“
Nicholson, smiling, reached into his jacket pocket and took out cigarettes and matches.
„I rather thought that was their stock in trade,“ he said.
„Aren’t emotions what poets are primarily concerned with?“
(J.D. Salinger, Teddy)
Emotionen gehören zum literarischen Kerngeschäft, und zwar sowohl im diegetischen Repräsentationsgeschehen als auch in der Hervorbringung von Affekten bei den Lesenden. Doch welche textuellen Signale sind dafür jeweils verantwortlich? Und kann man sie auch in grösseren Textsammlungen verlässlich identifizieren?
Das Praxisseminar bietet eine forschungsorientierte Einführung in einen wichtigen Teilbereich der Digitalen Literaturwissenschaft, die Sentimentanalyse. Ausgehend von Forschungsfragen der Kinder- und Jugendliteratur werden wir Emotionen und Sentiment rechnergestützt identifizieren, messen und visualisieren. Dabei nutzen wir manuelle Annotation ebenso wie gängige Verfahren der automatischen Sentimentanalyse.
Unsere Korpusanalyse beginnt bei den «Kinder- und Hausmärchen» der Brüder Grimm als Ausgangspunkt für vergleichende Versuchsanordnungen mit anderen zeitgenössischen Texten. Dass es dabei nicht unbedingt «zahm» hergeht, liegt an den ursprünglichen Volksmärchen, die sich von den noch heute populären «Buchmärchen» deutlich unterscheiden. Anhand der angewandten Analyse werden Herausforderungen der Historisierung psychologischer Emotionskonzepte ebenso wie informationswissenschaftliche Domänenadaption der Sentimentdetektion für literarische Texte reflektiert.
Kenntnisse in digitaler Textanalyse oder Programmiererfahrung werden nicht vorausgesetzt. Vorausgesetzt wird die Fähigkeit auch anspruchsvollere Fachtexte im englischen Original zu lesen. Das Seminar findet in Zusammenarbeit mit Dr. Jana Lüdtke vom Arbeitsbereich Allgemeine und Neurokognitive Psychologie der FU statt.
Schließen
14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung