WiSe 20/21: Ornament II. Historische und systematische Zugänge
Alexander H. Schwan
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Ornament I. Historische und systematische Zugänge
Ornament und Tanz sind auf vielfältige und widersprüchliche Weise miteinander verflochten und bergen als Beziehungspaar hochpolitische Implikationen. Dies betrifft vor allem das historische Konstrukt ,paganer Tanz‘ und seine Verschränkung mit Ornament, Verbrechen und Wildheit, einschließlich primitivistischer und sozialdarwinistischer Narrative. Wie stark bedient zeitgenössischer Tanz nach wie vor die problematische Exotisierung von Bewegungsornamentik, auch und gerade unter Parametern von Distorsion und Schmucklosigkeit? Wie imperialistisch ist die Arabeske, wie totalitär die Linie und wie heteronormativ die Konnotation floraler Tanzornamentik mit Weiblichkeit, Supplementarität und scheinbarer Bedeutungslosigkeit? Wie kann es gelingen, Tanzornamentik zu queeren und zu dekolonialisieren, ohne in neuen Exotismus abzugleiten?
Wir lesen die wichtigsten Texte zur Ornamenttheorie und ihrer Applikation im Tanzbereich (Carlo Blasis, Jean-Claude Bonne, Jacques Derrida, Walter Crane, William Hogarth, Immanuel Kant, Adolf Loos, Alois Riegl, Gottfried Semper u.a.), kontrastiert mit Texten queerer und feministischer Theorie (Anne Anlin Cheng, Ornamentalism; Jack Halberstam, Wild Things. So analysieren wir das Begriffsgeflecht aus Epitheton, Parergon, Kosmos und Rapport und gewinnen einen Überblick über die wichtigsten Stationen der Tanz-Ornament-Beziehung vom Neoplatonismus über Barocktanz und Romantisches Ballett bis zur Tanzmoderne und dem Postmodernen Tanz. Ziel des Kurses ist es, in bewusster Auseinandersetzung mit der Historie und den systematischen Abgründen von Tanzornamentik neue zeitgenössische Verbindungen von Bewegung und Ornament zu konzeptionieren.
Kursstruktur:
Ornament I (Seminar) und Ornament II (Übung) finden während der angegebenen Kurszeiten als kürzere Online-Veranstaltungen (Cisco Webex) und in obligatorischer Kombination statt; das Herauslösen nur eines Veranstaltungsteils ist nicht möglich. Alle Seminarteilnehmende übernehmen für jeweils eine Doppelsitzung die Rolle von Expert*innen und bereiten sich darauf mit eigenständiger Recherche und vertiefender Lektüre vor. Auf der Basis dieser Forschungsarbeit entwickeln die Expert*innen Mindmaps, die die Theorienkonzeptionen und Problemkomplexe der jeweiligen Sitzung visualisieren (Ornament I). Im anwendungsbezogenen Teil (Ornament II) präsentieren die Expert*innen Projektskizzen, die das Thema der Sitzung in ein choreographisches oder kuratorisches Konzept übersetzen. Zur Vertiefung der Lektüretexte werden wöchentliche Arbeitsaufgaben gestellt, die schriftlich mit einem kurzen Text zu beantworten sind. Diese Antworten werden von allen Teilnehmer*innen im Vorfeld der betreffen Sitzung auf dem Blackboard-Bereich des Kurses (Tagebuch-Tool) hochgeladen.
Links zu den Online-Meetings und Materialien zur Vor- und Nachbereitung werden auf Blackboard zur Verfügung gestellt. Im Falle eines fehlenden Blackboard-Zuganges schreiben Sie bitte vorab eine Email an: alexander.schwan@fu-berlin.de
Teilnahme:
Um die regelmäßige Teilnahme an den beiden Kursen Ornament I und Ornament II zu erreichen, müssen jeweils mind. 85% der Sitzungen besucht und mind. 85% der wöchentlichen schriftlichen Arbeitsaufgaben auf Blackboard eingereicht werden. Ausnahmen sind bei Vorlage eines ärztlichen Attests oder bei Nachweis schwerwiegender persönlicher Gründe möglich.
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