28872 Advanced seminar

WiSe 20/21: Netzwerke und Medien: Digitaler Feminismus

Prof. Dr. Ricarda Drüeke

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Digitale Öffentlichkeiten sind ein umkämpfter Raum, der Formen der emanzipatorischen Partizipation, aber auch des Konflikts beinhaltet. Feministische und hegemoniekritische Öffentlichkeitsmodelle benennen diese Formen und Ebenen von Öffentlichkeit, die für den Selbstverständigungsprozess einer Gesellschaft bedeutsam sind. Die Nutzung digitaler Medien von queer_feministischen Akteur:innen hat sich mit den technologischen Entwicklungen verändert: So wurde das Internet zunächst hauptsächlich zur Informationsdarstellung genutzt, während sich in den letzten Jahren vor allem Hashtags und Blogs als wirkungsvolle Plattformen zur Herstellung von Gegenöffentlichkeiten erwiesen haben. Allerdings zeigen sich gerade online vermehrt Angriffe auf feministische Akteur:innen, so dass zwar einerseits die Sichtbarkeit feministischer Bewegungen und Themen erhöht wird, jedoch gleichzeitig digitale Räume als Freiraum verteidigt werden müssen. Queer_feministische Öffentlichkeiten intervenieren in gesellschaftliche Prozesse und setzen sich für Emanzipation und Geschlechtergerechtigkeit ein. Dabei berufen sich Feminist:innen und feministische Bündnisse auf unterschiedliche Feminismen und wählen verschiedene Formen von Aktivismus und artikulieren in unterschiedlichen Öffentlichkeiten ihre Positionen und Forderungen. Donatella Della Porta (2005) spricht angesichts der Digitalisierungsprozesse und der Veränderung von sozialen Bewegungen von „tolerant identities“, derer sich Aktivist:innen bedienen und sich in eher losen Zusammenhängen versammeln. Damit beruhen Gemeinsamkeiten verstärkt auf flexiblen politischen Positionierungen und weniger auf Gruppenidentitäten und ideologischen Identifikationen. Queer_feministische Akteur:innen und Bewegungen bedienen sich verschiedener Medienrepertoires. Lance Bennett und Alexandra Segerberg bezeichnen dies als „personal action frames“ und machen einen Wandel von „collective“ zu „connective action“ fest. Dies bedeutet, dass weniger die konstante Nutzung im Vordergrund steht, sondern verschiedene Plattformen und Medien zur Mobilisierung, Vernetzung und zum Aktivismus miteinander verbunden werden. Dabei besteht eine enge Verknüpfung zwischen Kommunikationspraktiken, sozialen Praktiken und technischen Strukturen. Die technischen Affordanzen bestimmen zwar nicht die partizipativen Praktiken konfigurieren aber die Umgebung, in der sich queer_feministische Öffentlichkeiten formieren. Seminarziel: Ziel der Lehrveranstaltung ist es die Chancen und Risiken des gegenwärtigen feministischen Online-Aktivismus zu diskutieren. Zur Erforschung dieses Zusammenhangs werden im Seminar zunächst Öffentlichkeitstheorien behandelt, d.h. es werden gemeinsam als Grundlage emanzipatorische und hegemoniekritische Öffentlichkeitstheorien erarbeitet, sowie in die soziale Bewegungsforschung eingeführt. Für die Durchführung eigener Studien wird auf die methodologischen Grundlagen der Gender Studies verwiesen. Darauf aufbauend erkunden die Teilnehmer:innen (Geschlechter-)Bewegungen in und über digital vernetzte Medien. Die theoretischen Blöcke umfassen dabei folgende Themen: Gender Studies, Netzfeminismus, Öffentlichkeit und (feministische) Methodologie. Im zweiten Block der Lehrveranstaltungen werden in Gruppenarbeit verschiedene empirische Beispiele herausgearbeitet und im Plenum vorgestellt. Diese Beispiele können sowohl aktuelle Formen von feministischem Aktivismus und (künstlerische) Interventionen im Netz umfassen als auch aktuelle Debatten zu Geschlecht im Netz vorstellen. Aus diesen (oder aber auch zu anderen Themen) werden dann Fragestellungen für die Seminararbeit entwickelt. Im dritten Block werden dann konkret Fragestellung und Thema der Seminararbeit erarbeitet und die Themen präsentiert. Mögliche Themen sind dabei feministische Öffentlichkeiten in und über digital vernetzte Medien wie Blogs, Twitter, Facebook, feministische (künstlerische) Interventionen im Netz, Gaming und Geschlechterfragen aber auch Antifeminismus im Netz und geschlechtsbezogene Hate Speech. Lehr- und Lernformen: Die Lehrveranstaltung besteht aus drei inhaltlichen Blöcken. Zunächst geht es darum begriffliche und theoretische Grundlagen des Themenbereichs zu erarbeiten. Anschließend werden von den Teilnehmer:innen verschiedene Geschlechterbewegungen in und über digital vernetzte Medien vorgestellt und diskutiert. Daran anschließend werden Thema und Fragestellung der Seminararbeit erarbeitet. Im ersten Block „Grundlagen“ wird in jeder Sitzung ein Text besprochen. Von den Teilnehmer:innen werden die Lektüre aller Texte und die Beteiligung an der Diskussion erwartet. Die Teilnehmer:innen werden angeregt, für jede Sitzung Fragen und Diskussionen vorzubereiten, die Anschlüsse an das Seminarthema, zur vorherigen Sitzungen oder zu einem möglichen Seminararbeitsthema ermöglichen. Die Texte können ebenfalls die theoretische Grundlage der Seminararbeit bilden. close

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