WiSe 21/22: Fiktional, non-fiktional, ganz egal? – Hybride Formen im dokumentarischen Filmschaffen
Birgit Kohler
Kommentar
Zur Vielfalt dokumentarischer Formen gehören seit langem auch Filme, die inszenierte Szenen und fiktionale Elemente aufweisen. Angesichts der zahlreich vorliegenden Mischformen aus Dokument und Fiktion, die sich einer eindeutigen Zuordnung zum Dokumentar- bzw. Spielfilm entziehen, lässt sich konstatieren, dass die Trennschärfe zwischen den beiden Kategorien in Auflösung begriffen und eine Unterscheidung hinfällig ist. Diese Feststellung ist jedoch häufig nicht Ergebnis einer genaueren Betrachtung und Beschreibung, sondern umgeht eine Diskussion, die unbedingt zu führen wäre: Erst recht in Zeiten von Fake News und Deepfakes, in denen die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion verschwimmen, ist die Analyse, wie genau sich ein Film zur Realität verhält, wie er an ihr und mit ihr arbeitet, von Bedeutung. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich dieses Seminar mit verschiedenen inszenatorischen Praktiken im zeitgenössischen dokumentarischen Filmschaffen, diversen Nuancen bei Mischverhältnissen von Erfundenem und Vorgefundenem sowie der Spannung zwischen beobachtender Aufzeichnung und künstlerischer Gestaltung von Wirklichkeit. Das Befassen mit aktuellen Debatten zum Für und Wider hybrider Formen und performativer Strategien wird flankiert von Ausflügen in die Filmgeschichte und die Dokumentarfilmtheorie. Verfahren, Konzepte und Perspektiven der kuratorischen Arbeit im Kino kommen im Zuge dessen ebenfalls zur Sprache.
Die Sichtung und die Diskussion von Filmen und Texten sind Grundlagen des Seminars, das im Wechsel von wöchentlichen Terminen und Blockveranstaltungen stattfindet. Wünschenswert ist die Bereitschaft zu umfassender Recherche und selbstorganisiertem Arbeiten in Gruppen.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung