WiSe 21/22: Das Libretto: Einführung in ein amorphes Forschungsbestreben
Tessa Singer
Kommentar
In seiner im Jahr 2015 verteidigten Dissertation formuliert Alexander Rudolph die durchaus provokante These, dass das Forschungsstreben zum Libretto zurzeit derart amorph sei, dass man nicht wirklich von einer eigenen Forschungsrichtung oder gar Disziplin sprechen könne. Das ist im Wesentlichen der Interdisziplinarität des Untersuchungsgegenstandes verschuldet, da es weder eine verbindliche Theorie noch geeignete Analysemethoden gibt, denn egal ob Literaturwissenschaft, Komparatistik, Musikwissenschaft oder Theaterwissenschaft, jede Fachdisziplin setzt ihre eigenen Schwerpunkte. Und diese wissenschaftliche Mehrstimmigkeit macht das Libretto zu einem höchst interessanten Forschungsfeld. Das Seminar führt in die Geschichte und Gegenwart des Operntextes ein, wobei unterschiedliche Quellen (Libretti, Partituren, theoretische Texte) gesichtet, befragt und miteinander in Verbindung gebracht werden. Darüber hinaus soll anhand von ausgesuchten Aufführungsbeispielen das Verhältnis von Text und Szene untersucht werden. Folgende Fragen spielen dabei eine Rolle: Gibt es Merkmale eines typischen Librettos? Wie dachten bekannte Librettisten wie Carlo Goldoni, Lorenzo Da Ponte oder E.T.A. Hoffmann über das Genre? Wie kann man eine zeitgenössische Librettistik beschreiben? Welche Funktion erfüllt das Libretto im Rahmen des Produktionsprozesses von zeitgenössischen Musiktheaterarbeiten?
Die Teilnahme des Seminars setzt die Bereitschaft zur Textlektüre sowie zur Diskussion von Aufführungsbeispielen voraus. Die Kenntnis von Musiknotation wird nicht vorausgesetzt, ist aber willkommen. Ebenfalls willkommen ist die Neugier am Musiktheater beziehungsweise eine grundsätzliche Offenheit gegenüber dem Hören von klassischer Musik.
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