WiSe 21/22: Rituelle Aufführungsformen
Matthias Warstat
Kommentar
Das Hauptseminar soll den vielfältigen Beziehungen zwischen Theater und Ritual nachgehen. Einerseits gibt es, insbesondere in der Moderne und in der Gegenwart, zahlreiche Theaterformen, die auf rituelle Muster (zum Beispiel auf rites de passage oder Heilungsrituale) rekurrieren. Andererseits können viele soziale und religiöse Rituale aus theaterwissenschaftlicher Perspektive als Aufführungen beschrieben werden, die eine theatrale Dimension haben, indem sie zum Beispiel aufwändig inszeniert werden, vor Publikum stattfinden und unterschiedliche Formen der Verkörperung erkennen lassen. Die rituellen Wirkungen von Theater waren und sind seit den Avantgarden ein zentrales Thema der Theatertheorie. Rituellen Aufführungsformen werden weitreichende, bisweilen lebensverändernde Effekte zugetraut. Im Gegenwartstheater finden sich Darstellungen von Ritualen genauso wie rituelle Handlungsformen, so etwa in Formen interaktiven oder immersiven Theaters. Im ersten Teil des Seminars werden wir klassische Theorien zum rituellen Theater lesen und diskutieren, darunter Texte von Antonin Artaud, Jerzy Grotowski und Victor Turner. Im zweiten Teil verlagert sich die Aufmerksamkeit auf die Frage, wie Theaterinszenierungen und Performances seit den 1960er Jahren rituelle Motive aufgreifen (z.B. im Wiener Aktionismus, in der feministischen Performancekunst oder in postkolonialen Inszenierungsformen). Schließlich sind gemeinsame Aufführungsbesuche in Berlin geplant, um auszuloten, welche Bedeutung rituelle Aufführungsformen für das Gegenwartstheater haben. Das Seminar eignet sich auch zur Vorbereitung von Bachelorarbeiten im Bereich Gegenwartstheater / Aufführungsanalyse. Es soll unter Beachtung der geltenden Abstandsregelungen in Präsenz stattfinden, kann aber je nach Pandemie-Lage auch auf Webex verlagert werden.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung