13425
S/HS (Seminar/Hauptseminar)
WiSe 21/22: Heilige - Legende, Repräsentation, Performanz. Interdisziplinäre Perspektiven
Karin Gludovatz, Jutta Eming
Hinweise für Studierende
Gemeinsam mit Prof. Jutta Eming (Deutsche und Niederländische Philologie)
Kommentar
Christliche Heilige, ihre Geschichten und ihre Attribute waren in Europa für Jahrhunderte ein zentraler
Gegenstand von Kunst und Literatur, aber sie prägten auch den Alltag. Bis heute zeugen die Bestände
von Kirchen, Museen und Bibliotheken von dieser Bedeutung, auch wenn die Märtyrer*innen,
Mysteriker*innen und Wundertätigen in die Ferne gerückt, ihre Legenden kaum mehr bekannt sind. Das
Seminar beschäftigt sich mit Repräsentationen christlicher Heiliger in der bildenden Kunst und Literatur.
Es möchte die mit ihnen verbundenen Darstellungsweisen, Erzählungen, Kulte und Rituale erschließen
und ihre vielfältigen Bedeutungen in unterschiedlichen Gemeinschaften und Gesellschaften diskutieren.
Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei auf dem (späten) Mittelalter und der frühen Neuzeit. Dabei gilt das
Interesse einem weiten Spektrum an Gattungen und Formen in Kunst und Literatur, in visueller und
materieller Kultur. Weiterhin widmen wir uns Fragen, die den Umgang mit den entsprechenden Objekten
und Literaturen bestimmten, etwa hinsichtlich der Kultbildung und der damit verbundenen
Inszenierungsweisen, z.B. wie und unter welchen Aspekten historische Martyrien ‚authentisiert’ und
zeitgenössisch vor Augen gestellt werden, wie sich das Unsichtbare mystischer Erfahrung
kommunizieren lässt, wie das Wunder, das Heiligkeit bezeugt, sprachlich und bildlich mediatisiert wird,
und inwiefern die Darstellung idealer Heiligkeit in Relation mit der Schilderung idealer Weiblichkeit oder
idealer Männlichkeit zu sehen ist. Weitere Schwerpunkte sind etwa die Rolle der Bilder, Texte und
religiösen Spiele für Praktiken der Andacht und im Kontext der ‚Volksfrömmigkeit‘ und religiöser
Bewegungen, aber auch die politische Vereinnahmung bestimmter Heiliger ebenso wie ihre Funktion
hinsichtlich der Ausbildung ökonomischer Strukturen einer (vor-) bürgerlichen Gesellschaft und
innerhalb von Stadtkultur, etwa im Zusammenhang mit dem Gildenwesen. Überdies soll ein Ausblick
auf moderne Adaptionen des Heiligenlebens gegeben werden, z.B. in Lars van Triers Film „Breaking
the Waves“ (1996).
Das Seminar ist als Verbindung von Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft angelegt. Bilder und
Texte, sowie ihre jeweiligen Traditionen und medialen Spezifika, sollen in Relation gesetzt und
idealerweise in interdisziplinären Tandems gemeinsam bearbeitet werden. So ergibt sich nicht nur ein
umfänglicheres Bild der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Heiligenverehrung, die für bildende
Kunst wie Literatur gleichermaßen relevant war. Die Teilnehmer*innen üben zudem den
interdisziplinären Austausch. Schließen
Literaturhinweise
Literatur (Auswahl): Angenendt, Arnold, Heilige und Reliquien. Die Geschichte ihres Kultes vom frühen
Christentum bis zur Gegenwart, München 19972; Beck, Andrea (Hg.), Sakralität und Sakralisierung.
Perspektiven des Heiligen, Stuttgart 2013; Beck, Andrea u.a. (Hg.), Heilige und geheiligte Dinge.
Formen und Funktionen, Stuttgart 2017; Dinzelbacher, Peter, Heilige oder Hexen. Schicksale auffälliger
Frauen, Düsseldorf-Zürich 1995; Heffernan, Thomas J., Sacred Biography. Saints and their Biographies
in the Middle Ages, Oxford 1988; Herbers, Klaus, Sakralität und Devianz. Konstruktionen – Normen –
Praxis, Stuttgart 2015; Koch, Elke, mit Julia Weitbrecht, Maximilian Benz, Andreas Hammer, Nina
Nowakowski, Stephanie Seidl und Johannes Traulsen: Legendarisches Erzählen. Optionen und
Modelle in Spätantike und Mittelalter, Berlin 2019; Koch, Elke u. Heike Schlie (Hg.), Orte der Imagination
– Räume des Affekts. Die mediale Formierung des Sakralen, Paderborn 2016; Pulz, Waltraud (Hg.),
Zwischen Himmel und Erde. Körperliche Zeichen der Heiligkeit, Stuttgart 2012; Rentz, Andreas,
Inszenierte Heiligkeit. Soziale Funktion und symbolische Kommunikation von lebenden Heiligen im
hohen Mittelalter, Frankfurt a.M. 2019; Signori, Gabriela, Wunder. Eine historische Einführung, Frankfurt
am Main, New York 2007; Wogan-Browne, Jocelyn, Saint’s Lives and the Female Reader, in: Forum for
Modern Language Studies 27, 1991, S. 314-332. Schließen
16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 19.10.2021 12:00 - 14:00
Di, 26.10.2021 12:00 - 14:00
Di, 02.11.2021 12:00 - 14:00
Di, 09.11.2021 12:00 - 14:00
Di, 16.11.2021 12:00 - 14:00
Di, 23.11.2021 12:00 - 14:00
Di, 30.11.2021 12:00 - 14:00
Di, 07.12.2021 12:00 - 14:00
Di, 14.12.2021 12:00 - 14:00
Di, 04.01.2022 12:00 - 14:00
Di, 11.01.2022 12:00 - 14:00
Di, 18.01.2022 12:00 - 14:00
Di, 25.01.2022 12:00 - 14:00
Di, 01.02.2022 12:00 - 14:00
Di, 08.02.2022 12:00 - 14:00
Di, 15.02.2022 12:00 - 14:00