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Seminar
WiSe 21/22: Afrika in der Gegenwartsliteratur
Robert Walter-Jochum
Kommentar
Einen „Boom des Afrika-Romans um die Jahrtausendwende“ diagnostiziert der Literaturwissenschaftler Dirk Göttsche, in dem er einerseits eine „Normalisierung des ‚postkolonialen Blicks‘“, andererseits aber auch ein Fortwirken der Logik einer „exotistischen Idealisierung konstatiert. Von diesen Polen bestimmt wirft das Seminar Blicke auf die unterschiedlichen Arten, Afrika als Themenkomplex, Schauplatz und bestimmenden Topos im deutschsprachigen Gegenwartsroman zu verhandeln. Bezug genommen soll dabei – nach einer kurzen theoretischen Einführung – auf folgende Strömungen, die jeweils anhand von 1–2 Texten diskutiert werden: Zum Einstieg widmen wir uns der erotisierend-exotisierenden Afrikadarstellung im Unterhaltungsroman (Corinne Hofmann: Die weiße Massai, 1999*) und, weniger drastisch, in der (Exil-)Autobiografie (Stefanie Zweig: Nirgendwo in Afrika, 1995), dann postkolonialen Perspektiven, die sich europäische Kolonisierungslogiken kritisch vornehmen (Christof Hamann: Usambara, 2007; Thomas von Steinaecker: Schutzgebiet, 2009*). Ein dritter Bereich der Afrika-Literatur nimmt weltpolitische Verstrickungen zwischen Europa und Afrika auf, v.a. vor dem Hintergrund post- oder neokolonialer Konflikte (Lukas Bärfuss: Hundert Tage, 2008; Milo Rau: Das Kongo-Tribunal, 2017*). Viertens widmen wir uns sehr aktuellen Texten, die – vermeintlich von derartigen Problemlagen abstrahierend – den Blick des touristischen Ich-Suchers auf Afrika ausstellen (Matthias Politycki: Das kann uns keiner nehmen, 2020; Arnold Stadler: Am siebten Tag flog ich zurück, 2021). Und abschließend folgt ein Seminarabschnitt zur spezifischen Reflexion Afrikas in der Literatur afrodeutscher Autorinnen (Lyrik von May Ayim; Lucia Engombe: Kind Nr.95. Meine deutsch-afrikanische Odyssee, 2004; Sharon Dodua Otoo: Adas Raum, 2020*).
Wie angesichts dieser Liste leicht einsichtig wird, können nicht alle genannten Texte in gleicher Ausführlichkeit verhandelt werden; eine konkrete Festlegung erfolgt in der ersten Sitzung des Seminars. Die vier mit Stern markierten Texte (Hofmann, Steinaecker, Rau, Dodua Otoo) sollen aber auf jeden Fall zum Seminargegenstand werden, weshalb sie zur vorbereitenden Lektüre empfohlen werden. Grundsätzlich ist die Lektüre möglichst vieler der genannten Texte vor Seminarbeginn wünschenswert, auch um zum Seminaranfang „Textpatenschaften“ verteilen und eine informierte Diskussion zur genaueren Seminargestaltung führen zu können.
Die Veranstaltung findet im „Blended-Learning-Format“ statt mit einem Wechsel von Präsenzsitzungen im Seminarraum (bei sich verschärfendem Pandemiegeschehen über Webex) und Selbstarbeitswochen. Sie beginnt mit einer Präsenzsitzung in der ersten Semesterwoche. Hier wird auch über die Schwerpunktsetzung/konkrete Textauswahl des Seminars beraten.
Zur theoretischen Einführung ins Thema empfohlen: Dirk Göttsche: Art. „Gegenwartsliteratur“ und „Postkoloniale Literatur in deutscher Sprache“, in: Handbuch Postkolonialismus und Literatur. Hg. v. Dirk Göttsche, Axel Dunker, Gabriele Dürbeck. Stuttgart/Weimar: Metzler 2017 (verfügbar online über Primo); Russell West-Pavlov: AfrikAffekt. Deutschsprachige Gegenwartsromane zum Herero- und Nama-Genozid 1904–1908. Ein affekttheoretischer Ansatz. Tübingen: Narr 2020.
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mo, 18.10.2021 12:00 - 14:00
Mo, 25.10.2021 12:00 - 14:00
Mo, 01.11.2021 12:00 - 14:00
Mo, 08.11.2021 12:00 - 14:00
Mo, 15.11.2021 12:00 - 14:00
Mo, 22.11.2021 12:00 - 14:00
Mo, 29.11.2021 12:00 - 14:00
Mo, 06.12.2021 12:00 - 14:00
Mo, 13.12.2021 12:00 - 14:00
Mo, 03.01.2022 12:00 - 14:00
Mo, 10.01.2022 12:00 - 14:00
Mo, 17.01.2022 12:00 - 14:00
Mo, 24.01.2022 12:00 - 14:00
Mo, 31.01.2022 12:00 - 14:00
Mo, 07.02.2022 12:00 - 14:00
Mo, 14.02.2022 12:00 - 14:00