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Seminar
WiSe 21/22: Political Correctness
Muriel Ernestus
Kommentar
Thema: Der Duden definiert Political Correctness, kurz PC, als „Einstellung, die alle Ausdrucksweisen und Handlungen ablehnt, durch die jemand aufgrund seiner ethnischen Herkunft, seines Geschlechts, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht, seiner körperlichen oder geistigen Behinderung oder sexuellen Neigung diskriminiert wird“. Ein wichtiger Bestandteil von PC- Bemühungen ist dabei die Forderung nach einer nichtdiskriminierenden, möglichst inklusiven Sprache. In Frage gestellt wird insbesondere die Verwendung des generischen Maskulinums. Stattdessen versucht geschlechtersensible Sprache u.a. durch die Verwendung typografischer Zeichen wie Gendersternchen oder Gender-Gap geschlechtliche Diversität sichtbar zu machen und auch nichtbinäre Personen einzuschließen. Eine Gruppe aus Studentinnen und Studenten würde demnach nicht als Studenten, sondern beispielsweise als Student*innen oder Studierende bezeichnet werden. Was für viele begrüßenswert klingen dürfte, ist in der Praxis ein hart umstrittenes Konzept. Der Begriff PC dient den Gegner*innen dabei schon lange als negativ besetzter Kampfbegriff. Behauptet wird etwa, dass im Namen von Political Correctness gewaltsam ideologisch motivierte Eingriffe in die Sprache vorgenommen würden. Versuche eine geschlechtergerechte Sprache durchzusetzen, werden erbittert als krampfhafter und ästhetisch fragwürdiger Übergriff einer autoritären Sprachpolizei bekämpft. Oft geäußert wird auch die Befürchtung, dass PC eine Bedrohung der Meinungsfreiheit darstelle, die leichtfertig Existenzen wegen überbewerteter oder unbedachter Äußerungen vernichte. Dabei werden mitunter schwere sprachliche Geschütze aufgefahren: PC wird beispielsweise als Ausdruck eines „Meinungs-“ oder „Tugendterrors“ angeprangert und ihre Verfechter*innen mal als naive „Gutmenschen“, mal als totalitäre „Sprach- und Denkpolizei“ beschimpft. Wer sich die Mühe macht genauer hinzuschauen, bemerkt jedoch, dass die konkreten Anlässe für die Schimpftiraden mancher PC-Gegner nicht selten erstaunlich klein für das Ausmaß der Empörung sind.
Programm: Wir starten mit einigen grundsätzlichen sprachphilosophischen Überlegungen zu sprachlicher Repräsentation und dem Verhältnis von Sprache und Bewusstsein. Wir erarbeiten uns dann einen groben Überblick über Grundzüge von Political Correctness-Debatten seit den 90er Jahren. In weiteren Semesterverlauf widmen wir uns im Anschluss aktuellen deutschen Debatten über Themen wie geschlechtergerechte Sprache oder „Cancel Culture“. Im Vordergrund stehen sollen dabei weniger unsere persönlichen Meinungen als die kritische Analyse der Argumente von Befürworter*innen und Kritiker*innen von Political Correctness.
Für wen ist der Kurs geeignet? Das Seminar wendet sich an Gaststudierende der Geistes-, Kultur und Sozialwissenschaften mit Deutschkenntnissen von mindestens B 2 (GER). Sie sollten Lust an der kritischen Hinterfragung von Argumenten haben. Mitbringen sollten Sie außerdem die Bereitschaft, einander zuzuhören, sachlich zu argumentieren und auch Meinungen Ihrer Kommiliton*innen auszuhalten, die von Ihren eigenen abweichen.
Studien- und Prüfungsleistungen: Um 5 ECTS-Punkte zu erhalten, müssen Studierende die Kursmaterialien gut kennen (etwa 15 Seiten pro Woche), während des Semesters in einer Arbeitsgruppe eine kleine Präsentation erarbeiten und die schriftliche Abschlussprüfung bestehen, die voraussichtlich eine 90minütige Klausur sein wird.
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 19.10.2021 16:00 - 18:00
Di, 26.10.2021 16:00 - 18:00
Di, 02.11.2021 16:00 - 18:00
Di, 09.11.2021 16:00 - 18:00
Di, 16.11.2021 16:00 - 18:00
Di, 23.11.2021 16:00 - 18:00
Di, 30.11.2021 16:00 - 18:00
Di, 07.12.2021 16:00 - 18:00
Di, 14.12.2021 16:00 - 18:00
Di, 04.01.2022 16:00 - 18:00
Di, 11.01.2022 16:00 - 18:00
Di, 18.01.2022 16:00 - 18:00
Di, 25.01.2022 16:00 - 18:00
Di, 01.02.2022 16:00 - 18:00
Di, 08.02.2022 16:00 - 18:00
Di, 15.02.2022 16:00 - 18:00