15147 Proseminar

WiSe 21/22: (GEND) Time and Gender. Time Use Surveys and the Quantification of Social Reproduction.

Friederike Beier

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In der kapitalistischen Wirtschaftsweise wird Zeit üblicherweise linear, monochronisch und quantitativ gedacht. Zeit ist etwas, das gespart oder erworben werden kann und möglichst effizient genutzt werden sollte. Demgegenüber steht Zeit, die für die Sorge Anderer aufgewendet wird, da Menschen nur begrenzt schneller gepflegt, erzogen oder betreut werden können. Die Temporalität von Fürsorgearbeit steht damit im Widerspruch zur Quantifizierung und Kommodifizierung von Zeit im Kapitalismus. Dieser Widerspruch hat sich durch eine neoliberale Globalisierung und die Ausweitung von Gig-Economy und Plattformkapitalismus weiter verschärft. Flexiblere Arbeitszeiten und -modelle haben nicht unbedingt zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Freizeit, sondern im Gegenteil zu höherer Arbeitsbelastung geführt. Zeitarmut ist dabei vergeschlechtlicht und betrifft vor allem Frauen, die Fürsorgearbeit leisten. Zeitpolitische Initiativen versuchen diese Entwicklung umzukehren und allen Menschen Zeit für Bildung, Kultur, Politik und soziales Leben jenseits von Lohnarbeit zu ermöglichen. In dem Seminar wollen wir uns dem hier skizzierten Zusammenhang von Zeit, Politik und Geschlecht widmen. Im ersten Teil des Seminars werden wir philosophische und soziologische Zeittheorien kennenlernen und diskutieren. Dabei wird die Rolle von Zeit in der kapitalistischen und (neo)kolonialen Moderne theoretisiert. Im zweiten Teil widmen wir uns feministischen Zugängen zu Zeit und der Temporalität von Sorgearbeit. Feministische Perspektiven auf Zeit zeichnen sich dadurch aus Zeiterfahrungen jenseits von Lohnarbeit zu betonen und Geschlechterungleichheit im Zugang zu Zeit zu kritisieren. Im dritten Teil des Seminars werden wir uns dem Thema Zeitpolitik und Kämpfe um Zeit zuwenden und diskutieren wie alternative und feministische Zeitarrangements und aussehen könnten. Das Seminar findet sowohl synchron, als auch asynchron statt. Nach der Erarbeitung gemeinsamer theoretischer Grundlagen, werden Studierende in Arbeitsgruppen eigene Themenschwerpunkte wählen und selbstständig bearbeiten. Die aktive Teilnahme hängt von der regelmäßigen Teilnahme, der Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe und bei der Abschlusspräsentation ab. Es werden keine Vorkenntnisse, jedoch eine hohe Bereitschaft englischsprachige Texte zu lesen vorausgesetzt. Literatur Adam, Barbara. 2002. "The Gendered Time Politics of Globalization: Of Shadowlands and Elusive Justice." Feminist Review (70):3-29. Agamben, Giorgio. 1993. "Time and History: Critique of the Instant and the Continuum." In Infancy and History: The Destruction of Experience, edited by Giorgio Agamben, 91-105. London: Verso. Bryson, Valerie. 2007. Gender and the politics of time: Feminist theory and contemporary debates. Bristol, UK: Policy Press. Connelly, Rachel, and Ebru Kongar. 2017. "Feminist Approaches to Time Use." In Gender and Time Use in a Global Context, edited by Rachel Connelly and Ebru Kongar, 1-26. New York: Palgrave Macmillan. Hochschild, Arlie Russell. 1997. The time bind: When work becomes home and home becomes work. London, UK: Macmillan. Leccardi, Carmen. 1996. "Rethinking Social Time: Feminist Perspectives." Time & Society 5 (2):169-186. Mignolo, Walter D. 2009. "Coloniality at large: time and the colonial difference." The Enchantments of Modernity: Empire, Nation, Globalization:67-95. Negt, Oskar. 1984. Lebendige Arbeit, enteignete Zeit. Politische und kulturelle Dimensionen des Kampfes um die Arbeitszeit. Frankfurt a. M: Campus. Weichert, Nils. 2011. Zeitpolitik: Legitimation und Reichweite eines neuen Politikfeldes. 1 ed. Vol. 1, Zeitforschung. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. close

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