WiSe 21/22: Figuren von Dritten
Jenny Schrödl
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‚Dritte Figuren‘ sind Mischwesen, die sich durch eine Hybridisierung scheinbar gegenseitig ausschließender Attribute auszeichnen, wie männlich/weiblich, weiß/schwarz, menschlich/tierisch, menschlich/technisch, tot/lebendig (u.v.a.). Neben den Vermischungen sind für viele dritte Figuren Wandlungsfähigkeit, Prozesshaftigkeit, Offenheit, Übertriebenheit sowie Doppel- und Mehrsinnigkeit charakteristisch. Mit Dritten wird oftmals eine ordnungsirritierende oder subversive Kraft verbunden, gleichzeitig übernehmen sie aber auch stabilisierende und Normen zur Geltung bringende Funktionen.
In Theater und Performance der Gegenwart ist ein verstärkter Einsatz und eine erhöhte Konjunktur solch dritten Figuren zu beobachten, sei es als Figur des Monsters, der Drag oder Cyborg. Figuren von Dritten werden dabei vor allem positiv besetzt und in ihrer Hybridität und Veruneindeutigung zelebriert, zudem in ihrer Eigenwirklichkeit und -sinnigkeit (und nicht als Mittler oder Übergang) präsentiert. Das Seminar stellt diese Figuren von Dritten in Theater und Performance der Gegenwart in den Mittelpunkt und fragt nach ihren ästhetischen Inszenierungen sowie nach ihren politischen und gesellschaftlichen Bedeutungen. Dabei werden wir uns einerseits mit verschiedenen Theorien und historischen Konzepten von Dritten auseinandersetzen. Andererseits untersuchen wir anhand einschlägiger Inszenierungen verschiedene exemplarische Figuren von Dritten (wie Monster, Trickster, Drag, Cyborg, Chimäre).
Zur Anschaffung empfohlen: Eva Eßlinger / Tobias Schlechtriemen / Doris Schweitzer / Alexander Zons (Hrsg.): Die Figur des Dritten. Ein kulturwissenschaftliches Paradigma, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2010.
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