WiSe 21/22: Einführung in die Dramaturgie
Inka M. Paul
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Das Verständnis von Dramaturgie ist ein vielfältiges. Der eine sieht den Dramaturgen noch als „Nachfahren des Hausdichters“, die andere – besonders in den vergangenen Jahrzehnten – als intellektuelle Beraterin der Regie, oder – zunehmend in jüngerer Zeit – als Kuratorin, die im Zeitalter der „Entgrenzung der Künste“ die performativen Künste mit anderen Künsten (Film, Foto, Musik, bildende Kunst, Architektur...) vereint. So hat sich auch das Selbstverständnis der Dramaturgie verändert. Als literaturwissenschaftliche „Fachfrau“ einerseits und organisierender „Junge für alles“ andererseits erfüllen sie jeweils nur eine Facette dieses Berufs. Für ein Theater, das seinen angestammten Bau verlässt, die Grenzen zu Oper, Tanz und/oder Installation überschreitet, muss die Dramaturgin mit der Unsicherheit projektbezogenen Arbeitens umgehen, ggf. Anträge schreiben, Drittmittel einwerben, und ist Berater in intellektueller, künstlerischer, (gesellschafts-)politischer und in philosophischer Hinsicht. In unserer Übung stellen wir die Fragen: Welche Aufgabe(n) weisen wir heute dem Theater zu? Welche der Dramaturgie? Was bedeutet Dramaturgie je nach Theaterform? Wie spreche ich über ein Theater, bei dem der Text nicht mehr die Basis ist? Was zeichnet Kuratieren als dramaturgische Tätigkeit aus? Dabei werden wir auch die gesellschafts-/politische Entwicklung durch die Jahrhunderte verfolgen, um zu sehen, wie Veränderungen im Theater mit historisch-/politischem Wandel zusammenhängen, Theaterformen also nicht aus individueller Eingebung heraus entstehen.
Wir verbinden theoretische Überlegungen mit eigenen dramaturgischen (und szenischen) Konzeptionen, die wir in kleineren Gruppen entwickeln. Text- und Konzeptionsarbeit greifen ineinander. Und wir werden Aufführungen diskutieren, Texte lesen und zu verstehen suchen. Wenn möglich, wird ein Gast aus dem Theater aus seiner/ihrer Praxis berichten.
Voraussetzungen für die Teilnahme an der Übung sind die aktive und regelmäßige Anwesenheit, das Verfassen eines Referats/Mitarbeit in einer Gruppe und die Bereitschaft zu Theaterbesuchen, die im Seminar diskutiert werden können.
*Trotz konventioneller Schreibweise: eingeschlossen sind alle Geschlechter.
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