WiSe 21/22: Was ist ein Roman?
Wolfgang Hottner
Information for students
Comments
Romane stellen in gattungspoetologischer Hinsicht ein Problem dar. Da sie sich in ihren diversen Ausformungen nach keinem idealtypischen Schema zu richten scheinen, finden sie in der „Naturgeschichte der Literatur“ (F. Schlegel) keinen Ort. Nichts in der Form des Romans entspricht den vierzehn Versen des Sonetts, den fünf Akten des Dramas, nicht einmal ein besonderes Inventar an Motiven, wie in der Idylle, scheint vorhanden. In seiner Theorie des Romans bringt Georg Lukacs die gattungspoetologische Unförmigkeit des Romans auf den Punkt: „Die Dissonanz der Romanform, das Nicht-eingehen-Wollen der Sinnimmanenz in das empirische Leben gibt ein Formproblem auf, dessen formeller Charakter viel verdeckter ist, als der anderer Kunstformen.“ Wir wollen uns im Seminar der latenten Formproblematik des Romans anhand von drei Beispielen nähern, die dies auf besondere Weise stellen: Johann Wolfgang Goethes Die Wahlverwandtschaften (1809), Gustave Flaubert L‘Éducation sentimentale (1869) und Dorothee Elmigers Aus der Zuckerfabrik (2020). Im Fokus des Seminars soll die intensive gemeinsame Lektüre der Texte sowie ausgewählter theoretischer Positionen stehen. Bitte lesen Sie Goethes Wahlverwandtschaften zur Vorbereitung bereits vor Semesterbeginn!
close16 Class schedule
Regular appointments