16435
Advanced seminar
WiSe 21/22: Berlin Techno. Zur Kulturgeschichte der Nacht. Ritual – Sound – Literatur-Pop
Boris Roman Gibhardt
Information for students
Das Seminar findet Online statt. Für die Online-Sitzungen des Seminars steht der angegebene Raum (J 30/109) für diese Veranstaltung dennoch zur Verfügung. In diesem Raum haben Studierende vor Ort die Möglichkeit, an der digital stattfindenden Veranstaltung teilzunehmen, unter der Voraussetzung, dass jede/r ein Smartphone, Tablet oder Laptop mit Kopfhörer mitbringt, über das er/sie sich in die Veranstaltung einloggen und teilnehmen kann.
Sie müssen unbedingt über den Barcode (an der Seminartür) Ihre Anwesenheit im Raum dokumentieren.
close
Comments
Techno als Form elektronischer Musik und als ästhetische Haltung oder Lebensstil wird seit den mittleren 90er Jahren eng mit der Berliner Clubkultur assoziiert. Auch in der Literatur hat Techno seitdem Niederschlag gefunden – etwa in Texten von Rainald Goetz (z.B. Rave, 1998) und in stärker popkulturellem Gewand beispielsweise in Sven Regeners Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt (2013). Dazu zwei aktuelle Reflexionsanlässe: Zum einen die Tatsache, dass die Pandemie die Musikstätten, die in einer gewissen Nachfolge der Techno-Hochzeit stehen, verwaisen und ihren Sound verstummen ließ. Und zum anderen, ganz verschieden hiervon, ein auffälliges 90ties Revival, das sich derzeit in Kultur, Mode und Habitus beobachten lässt.
Vor allem aber hat Techno inklusive seiner literarisch-künstlerischen Verarbeitungen einige literatur- und kulturwissenschaftliche Relevanz: Ist die Techno-Bewegung der 90er mit ihrem Sehnsuchtsort Berlin nicht ein vorläufiger Höhepunkt und (Millennium-) Schlusspunkt einer Art europäischer Faszinationsgeschichte der ‚Nacht’ und des ‚Fests’, die sich komparatistisch bis ins frühe (teilweise revolutionär gestimmte) 19. Jahrhundert zurückverfolgen lässt? Und schreibt die Clubnacht – die sprachlich dargestellte zumal – nicht die einer jeden Feier eigenen Mythenrelikte in besonderer Weise fort (ggf. im Sinne von Roland Barthes Mythologien des Alltags)? Und ist das Modell der „elektronischen Volksmusik“, wie Techno gelegentlich programmatisch definiert wurde, mit seinen sozialutopischen sowie religiös-rituellen Implikationen nicht auch eine Art Avatar einer im historischen Sinn romantischen Haltung zur Welt?
Das Seminar sucht nach literatur- und kulturwissenschaftlichen Antworten auf diese Fragen und geht damit über das (musikalische, soziologische) Phänomen Techno hinaus bzw. historisch bewusst dahinter zurück (18. bis 20. Jahrhundert). Außerdem auffällig: Es scheint kein Zufall zu sein, dass sich das anti-diskursiv und womöglich anti-intellektualistisch gebärende Lob des reinen Sounds und der absoluten Gegenwart, das etwa in Goetz’ Texten angestimmt wird, mit neueren literaturtheoretischen Debatten zur ‚Präsenz’ oder auch ‚Resonanz’ berührt. Lässt sich ernsthaft die Frage stellen, ob in einer Love Parade oder einem Westbam Line-up einiges an latenter Literaturtheorie steckt?
close
16 Class schedule
Regular appointments
Thu, 2021-10-21 16:00 - 18:00
Thu, 2021-10-28 16:00 - 18:00
Thu, 2021-11-04 16:00 - 18:00
Thu, 2021-11-11 16:00 - 18:00
Thu, 2021-11-18 16:00 - 18:00
Thu, 2021-11-25 16:00 - 18:00
Thu, 2021-12-02 16:00 - 18:00
Thu, 2021-12-09 16:00 - 18:00
Thu, 2021-12-16 16:00 - 18:00
Thu, 2022-01-06 16:00 - 18:00
Thu, 2022-01-13 16:00 - 18:00
Thu, 2022-01-20 16:00 - 18:00
Thu, 2022-01-27 16:00 - 18:00
Thu, 2022-02-03 16:00 - 18:00
Thu, 2022-02-10 16:00 - 18:00
Thu, 2022-02-17 16:00 - 18:00