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Advanced seminar
WiSe 21/22: Naturalismus
Robert Walter-Jochum
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Ob der Naturalismus überhaupt sinnvoll als „Epoche“ zu erfassen ist, ist eine in der Forschung kritisch gesehene Frage. Viel eher erscheint er in ausgewählten Forschungsbeiträgen als eine „Bewegung“, die schließlich den Umschlag der Literatur in etwas qualitativ Neues bewirkt – die Moderne. Diesem Bewegungscharakter entspricht es, wenn wir uns in den ersten Sitzungen dieses Seminars die sozialen Entstehungsbedingungen der naturalistischen Literatur vor Augen führen und eine Auswahl aus theoretischen und programmatischen Schriften diskutieren, die dieser „Bewegung“ ihr „Programm“ verleihen. Da der Naturalismus charakteristische Texte in allen großen Gattungen hervorgebracht hat, sollen dann seine Bezugnahmen auf diese anhand von beispielhaften Texten vorgestellt und diskutiert werden. Die frühe Lyrik der noch prä-naturalistischen Anthologie „Moderne Dichtercharaktere“ (1885) und der Münchner Anthologie „Modernes Leben“ (1891) stehen stellvertretend für die formale wie thematische Öffnung der lyrischen Gattung durch die Naturalisten. Neben der Prosa-Skizze „Papa Hamlet“ (1889), die als besonders charakteristisch für naturalistische Stilvorstellungen gilt, werden dann zwei sehr unterschiedliche Romane diskutiert: Max Kretzers Handwerks-vs-Industrie-Roman „Meister Timpe“ (1888) und Gabriele Reuters als „Leidensgeschichte eines Mädchens“ ausgewiesener Text „Aus guter Familie“ (1895). Zum Schluss widmen wir uns der bis heute sicher erfolgsträchtigsten Form des Naturalismus: dem Drama. Neben den sozialen Dramen „Vor Sonnenaufgang“ (Hauptmann, 1889) und „Die Familie Selicke“ (Holz/Schlaf, 1890) und dem diese aufs Korn nehmenden Parodiestück „Im Suff!“ (Alberti, 1890) werfen wir hier auch einen Blick auf die in der Folge stilbildende Form des „intimen Dramas“ (Schlaf: „Meister Oelze“, 1892).
Die Veranstaltung findet im „Blended-Learning-Format“ statt mit einem Wechsel von Präsenzsitzungen im Seminarraum (bei sich verschärfendem Pandemiegeschehen über Webex) und Selbstarbeitswochen. Sie beginnt mit einer Präsenzsitzung in der ersten Semesterwoche. Hier wird auch über die Schwerpunktsetzung/konkrete Textauswahl des Seminars beraten.
Vorbereitend rate ich dazu, sich bereits einige der Primärtexte – vielleicht insbesondere die genannten, etwas umfangreicheren Romane – näher anzusehen. Zur Einführung empfohlen sind auch die Überblicke über den Naturalismus in: Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870–1900. Von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende. München 1998; Wolfgang Bunzel: Einführung in die Literatur des Naturalismus. 2. Aufl., Darmstadt 2011; Ingo Stöckmann: Naturalismus. Lehrbuch Germanistik. Stuttgart/Weimar 2011.
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