WiSe 21/22: Postdramatisches Theater
Matthias Warstat
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Der von Hans-Thies Lehmann in den 1990er Jahren ausgearbeitete Begriff des „postdramatischen Theaters“ zählt bis heute zu den einflussreichsten Konzepten zur Beschreibung des Gegenwartstheaters. Im Seminar soll ausgelotet werden, was unter dem Postdramatischen zu verstehen ist und inwieweit mit dem Begriff auch aktuelle Theateraufführungen noch sinnvoll analysiert und erschlossen werden können. Das Seminar wird drei Elemente kombinieren: Zum einen lesen und diskutieren wir zentrale Passagen aus Lehmanns Buch „Postdramatisches Theater“ (Frankfurt/M. 1999). Zweitens vergleichen wir die wesentlichen Setzungen des Buches mit anderen Theorien des neueren Theaters, etwa aus der Ästhetik des Performativen oder aus dem Umfeld von Avantgarde-Theorien. Drittens sind gemeinsame Aufführungsbesuche in Berlin vorgesehen, um die Idee des Postdramatischen auf aktuelle Theaterformen beziehen zu können. Das Seminar hat nicht zuletzt auch eine theaterhistorische Komponente, denn die Rede vom Postdramatischen gewinnt vor allem dann Kontur, wenn sie auf eine reflexive Auseinandersetzung mit Traditionen des dramatischen Theaters abzielt: Zum dramatischen Theater gehört beispielsweise die Konstituierung einer fiktiven Welt auf der Bühne, die schauspielerische Rollendarstellung oder die Bearbeitung von Konflikten im dramatischen Dialog. Alle diese Konventionen neuzeitlichen europäischen Theaters stehen in postdramatischen Aufführungen teilweise radikal in Frage. In den letzten Jahren wird angesichts neuer theaterästhetischer Tendenzen aber auch darüber diskutiert, inwieweit der Begriff des Postdramatischen selbst historisiert werden muss und wichtige Theatererfahrungen der Gegenwart nur unzureichend erfasst. Das Seminar soll unter Beachtung der geltenden Abstandsregelungen in Präsenz stattfinden, kann aber je nach Pandemie-Lage auch auf Webex verlagert werden. Seminar und Übung müssen in Kombination belegt werden.
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