WiSe 21/22: Standortbestimmungen. Strategien der (Selbst-)Positionierung in der Gegenwartsliteratur
Julia Weber
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In zahlreichen literarischen Texten der letzten Jahre artikuliert sich eine neue Dringlichkeit. Sei es in Bezug auf soziale Ein- und Ausschlussverfahren, tradierte Geschlechterverhältnisse oder in der Reflexion von strukturellem Rassismus: Die Gegenwart fordert zu neuen Formen der (Selbst-)Positionierung heraus, die sich von den hergebrachten Strategien einer engagierten Literatur wesentlich unterscheiden und vermeintliche Trennlinien zwischen Fakt und Fiktion, Privatem und Politischem gerade mit Blick auf die Bestimmung des eigenen Standpunkts als Voraussetzung des Sprechens und Schreibens selbstkritisch wie lustvoll unterlaufen. Das Seminar widmet sich zeitgenössischen literarischen Texten wie u.a. Annie Ernaux’ Les Années (2008), Maggie Nelsons The Argonauts (2015), Ta-Nehisi Coates’ Between the World and Me (2015) und Dorothee Elmigers Aus der Zuckerfabrik (2020), in denen Fragen nach den Möglichkeiten persönlicher und politischer Selbstverortung neu verhandelt und reflektiert werden. Es zielt darauf, die verschiedenen Rhetoriken, Formen und Kalküle einer (performativen) Selbstermächtigung zu bestimmen, die zum Finden einer (eigenen) Sprache und Erzählhaltung führen oder zumindest führen sollen. Das Seminar versteht sich als Werkstatt: Es richtet sich an alle, die Lust haben, nach gründlichen Lektüren von teils längeren Prosatexten im Seminargespräch, aber auch schriftlich in kurzen Essays und Rezensionen ihre eigene wissenschaftliche und literaturkritische Position gegenüber aktuellen Texten zu schärfen. Ausgehend von narratologischen Ansätzen und flankiert von essayistischen und theoretischen Texten werden wir gemeinsam versuchen, gegenwärtige transnationale literarische Entwicklungen auszuloten und Beschreibungskategorien für diese zu entwickeln. Wir bitten darum, dass Sie sich die genannten Romane (Nelson, Coates, Ernaux, Elmiger) selbst beschaffen und bereits in der vorlesungsfreien Zeit damit beginnen, die Texte je nach Sprachkenntnissen im Original oder in Übersetzung zu lesen. Wir freuen uns, wenn Sie sich bei der Gestaltung des Seminars aktiv beteiligen und halten einige Sitzungen offen für Textvorschläge von Ihrer Seite, die Sie auch gerne schon vorab an uns per Email senden können (barbara.bausch@fu-berlin.de und julia.weber@fu-berlin.de). Die Einladung von Gästen (Autor·innen / Kritiker·innen) ins Seminar ist geplant.
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