WiSe 22/23: Kulturindustrie, Kritische Theorie und Theater
Lisa-Frederike Seidler
Kommentar
Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Veröffentlichung der Dialektik der Aufklärung (Max Horkheimer/ Theodor W. Adorno) im Amsterdamer Querido Verlag widmen wir uns in diesem Seminar der Frage nach dem Zusammenspiel von Kritischer Theorie und Theater. Die Kritische Theorie im Umfeld der Frankfurter Schule kann als radikale Gesellschafts- und Kulturkritik beschrieben werden, die vor allem in den 1960er- und 70er-Jahren breit rezipiert wurde. Insbesondere das Fragment zur „Kulturindustrie“ bildet einen emanzipatorischen Denkansatz zur Durchbrechung moderner Verblendungszusammenhänge. Obwohl die Kritische Theorie in den letzten Jahren eher am Rande des Methodenspektrums der Theaterwissenschaft auftaucht, bilden theoretische Paradigmen (u.a. von Walter Benjamin, Herbert Marcuse) eine komplexe Gemengelage, auf die gegenwärtig insbesondere in feministischen Diskursen um Emanzipation und scheinbare Freiheiten wieder zurückgegriffen wird. (u.a. Nancy Fraser, Rahel Jaeggi). Ausgehend davon können wir auch fragen, welche Potentiale die Kritische Theorie für die Beschreibung und Analyse der darstellenden Künste eröffnet und wie Theater als kritischer, sozialer und ästhetischer Gegenort kapitalistischer Gesellschaften diskutiert werden kann. Um unter-schiedliche Theaterformen im Kontext der Kritischen Theorie zu diskutieren, wer-den wir einschlägige Theatertexte lesen und Aufführungsaufzeichnungen sichten. Daran werden wir eruieren, welche methodischen Zugänge zu Theater die Kritische Theorie seit dem 20. Jahrhundert eröffnet und welche Spielarten und Forderungen sich heute daraus ergeben.
Für das Seminar wird die Bereitschaft zur Lektüre anspruchsvoller und umfangreicher Texte vorausgesetzt. Der erfolgreiche Abschluss des Seminars setzt die regelmäßige Teilnahme an den Sitzungen, aktive Mitarbeit sowie einen Leistungs-nachweis nach den Vorgaben der Prüfungsordnung voraus.
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