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WiSe 22/23: Franz Kafka: Oktavhefte, Quarthefte und Zürauer Zettel

Martin Endres

Kommentar

Wer beginnt, sich mit dem Werk von Franz Kafka zu beschäftigen, ist sich zunächst (und womöglich auch für lange Zeit) nicht bewusst, in welcher Form Kafkas Texte überliefert sind und wie wenig man es – seine Publikationen zu Lebzeiten ausgenommen – bei dem, was in seinem Nachlaß erhalten ist, mit ›abgeschlossenen‹, ›autorisierten‹ oder gar ›druckfertigen‹ Texten zu tun hat. So ging Max Brods verdienstvolle Rettung von Kafkas Handschriften vor den Nazis im Jahr 1939 mit einer von Brod selbst verantworteten Leseausgabe einher, für die aus den insgesamt unvollendeten Aufzeichnungen Kafkas Texte für die Veröffentlichung konstituiert wurden, die so nie existierten; an den drei allesamt Entwurf gebliebenen ›Romanen‹ Kafkas wird dies besonders eindrücklich. Gegenstand des Seminars ist mit den sogenannten Quartheften, Oktavheften und den Zürauer Zetteln eben dieser handschriftliche Nachlaß Kafkas, der den größten Teil seines literarischen Schaffens ausmacht und zahlreiche bekannte Texte in ihrer originalen – das meint in den meisten Fällen: unfertigen, von Streichungen, Änderungen und Umstellungen geprägten – Gestalt enthält. In textnahen Interpretationen soll ein Verständnis für die besondere literarische Verfahrensweise Kafkas, die Materialität seiner Aufzeichnungen sowie die daraus entstehende Poetik erarbeitet werden. Sofern die Lektüre der Aufzeichnungen auf der Grundlage der von Roland Reuß und Peter Staengle herausgegebenen historisch-kritischen Franz Kafka-Ausgabe (FKA) erfolgt, wird dabei auch der Umgang mit einer solchen Edition vermittelt und der Unterschied zwischen Text- und Handschriftenlektüre diskutiert. Schließen

Literaturhinweise

Franz Kafka. Historisch-kritische Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und Typoskripte. Hrsg. von Roland Reuß und Peter Staengle (1995 ff.)

16 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mi, 14:00 - 16:00 16 Termine

Mi, 19.10.2022 14:00 - 16:00

Dozenten:
Prof. Dr. Martin Endres