17021
Hauptseminar
WiSe 22/23: Pöbel, Proletarier, Prekäre. Literarische Darstellungen von Arbeit
Annika Nickenig
Kommentar
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, unter dem Eindruck von Industrialisierung, sozialen Unruhen und wirtschaftlicher Krise, entdeckt die Literatur die Figur des Arbeiters als Helden und die Arbeit als Sujet. Der Naturalist Émile Zola widmet sich in seinem Roman Germinal (1885) dem Milieu der Arbeiter:innenklasse und beschreibt ihre Lebensverhältnisse, ihre Arbeitsbedingungen in der Kohlengrube, den Ausbruch und die gewaltsame Niederschlagung eines Streiks. Im Zuge eines genauen Recherche- und Dokumentationsprozesses greift er dabei sowohl auf eigene Anschauung als auch auf die politischen Debatten seiner Zeit zurück. Eine Zuspitzung der Konstellation ergibt sich im 20. Jahrhundert, wenn die Philosophin Simone Weil in ihrem ‚Journal d’usine‘ (1934-35) die condition ouvrière zu erfassen versucht und Henry Poulaille die littérature prolétarienne ausruft. Auf der einen Seite fungiert die Freiheit der Kunst als Gegenmodell gegenüber den Zwängen der Arbeit, auf der anderen Seite werden die Arbeit in der Fabrik und die Arbeit am Sprachmaterial in Beziehung gesetzt. Eine Analogie zwischen schriftstellerischer Tätigkeit und industrieller Arbeit wird wiederholt aufgegriffen und bis in die Gegenwart hinein variiert, etwa in Joseph Ponthus’ Fabriktagebuch A la chaîne, à la ligne (2019), das eine Analogie zwischen Fließband- und Schreibarbeit nahelegt.
Im Seminar werden wir literarische Texte aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert lesen, die sich mit Arbeit und Arbeitsverhältnissen auseinandersetzen, aber auch theoretische Positionen, etwa von Smith, Marx und Foucault. Im Fokus stehen dabei Fragen nach den spezifischen Darstellungsweisen der Arbeiter:innen, nach dem Verhältnis von individueller und kollektiver Erfahrung und nach der Positionierung der Texte zwischen Dokumentation und Fiktion.
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15 Termine
Zusätzliche Termine
Mo, 17.10.2022 14:00 - 16:00Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mo, 24.10.2022 14:00 - 16:00
Mo, 31.10.2022 14:00 - 16:00
Mo, 07.11.2022 14:00 - 16:00
Mo, 14.11.2022 14:00 - 16:00
Mo, 21.11.2022 14:00 - 16:00
Mo, 28.11.2022 14:00 - 16:00
Mo, 05.12.2022 14:00 - 16:00
Mo, 12.12.2022 14:00 - 16:00
Mo, 02.01.2023 14:00 - 16:00
Mo, 09.01.2023 14:00 - 16:00
Mo, 16.01.2023 14:00 - 16:00
Mo, 23.01.2023 14:00 - 16:00
Mo, 30.01.2023 14:00 - 16:00
Mo, 06.02.2023 14:00 - 16:00
Mo, 13.02.2023 14:00 - 16:00