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WiSe 22/23: Die Anthropologische Differenz – eine aktuelle Debatte

Fabian Börchers

Kommentar

Die Frage danach, was der Mensch ist (nach Kant bekanntlich die Frage, auf welche die Philosophie hinaus läuft), ist immer auch als die Frage verstanden worden, wie der Mensch sich von den anderen Dingen in der Welt, insbesondere von den anderen Lebewesen, abhebt oder unterscheidet. Während frühere Philosophen häufig einen fundamentalen Unterschied zwischen Mensch und Tier gesehen haben, der sich zentral an der Idee der Vernünftigkeit, des Selbstbewusstseins oder der unsterblichen Seele festgemacht hat, hat sich in der jüngeren Philosophie unter dem Einfluss der Evolutionsbiologie und anderen naturwissenschaftlichen Betrachtungsweisen der Lebewesen zunehmend die Ansicht verbreitet, dass es zwischen Tier und Mensch nur einen graduellen Unterschied gibt. Wir Menschen sind eben nur eine bestimmte Sorte, in mancher Hinsicht besonders intelligenter Tiere und für die Idee einer außerhalb der Naturordnung stehenden vernünftigen Seele gibt es da keinen Platz. In den letzten Jahren hat sich jedoch aus einer bestimmten philosophischen Richtung wiederum eine Gegenbewegung gegen diese verbreitete moderne Grundhaltung gebildet: Unter Rückbezug auf Ideen von Aristoteles möchten Philosophien wie Michael Thompson oder Matthew Boyle geltend machen, dass es in der Tat einen zentralen Sinn gibt, nach dem wir Menschen uns wesentlich und nicht nur dem Grad nach von den anderen Tieren unterscheiden. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist jedoch nicht so zu verstehen, dass zu unseren tierischen Eigenschaften und Vermögen noch ein okkultes Extravermögen der Vernunft hinzukäme (etwa in der Form einer immateriellen Seele), sondern so, dass unsere tierische Natur durch ihre begrifflich-vernünftige Verfasstheit, durch und durch transformiert wird: Wir Menschen laufen und sehen wie Tiere mithilfe unser Beine und Augen, aber was es für uns bedeutet, die Beine zum Laufen zu bewegen und die Augen zum Sehen zu verwenden, erfährt durch seinen Platz in einer Vernunftordnung eine logisch andere Beschreibung. In dem Seminar wollen wir diese jüngere Diskussion in ihren zentralen Beiträgen und mit Blick auf ihren Hintergrund bei Aristoteles diskutieren. Schließen

16 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

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Fr, 21.10.2022 10:00 - 12:00

Dozenten:
Dr. Fabian Börchers