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WiSe 22/23: Flugpublizistik in der Frühen Neuzeit

Victoria Gutsche

Kommentar

In der Frühen Neuzeit erlebte die Flugpublizistik, d. h. einblättrige illustrierte Flugblätter sowie mehrseitige, i. d. R. textbasierte Flugschriften, eine Hochzeit: Dank der Gutenberg und des Buchdrucks mit beweglichen Lettern konnten die Druckerzeugnisse schnell hergestellt werden und waren damit aktuell, sie waren – im Vergleich zu größeren Publikationen – kostengünstig, leicht zu transportieren und weiterzugeben und sprachen sowohl literati wie illiterati an. Sie waren das Massenmedium der Frühen Neuzeit. Die Flugpublizistik hat dabei, wie vielleicht kein anderes Medium der Zeit, ihren ‚Sitz im Leben‘: Die Druckerzeugnisse berichteten von aktuellen Ereignissen, kommentierten und deuteten diese, bezogen Position, dienten der Propaganda und Agitation, regten Diskussionen an, die ihrerseits häufig im Medium der Flugpublizistik weitergeführt wurden. Die Flugpublizistik hatte entscheidenden Anteil an der Weltdeutung. Das Seminar soll zunächst einem umfassenden Überblick über die verschiedenen Formen der Flugpublizistik zwischen 1500 und 1750 liefern, wobei wir jedoch thematische Schwerpunkte setzen (Propaganda im Kontext der Reformation, aufsehenerregende Naturereignisse, 30jähriger Krieg und einzelne Kriminalfälle). Anhand von Einzelanalysen wird sodann u. a. herausgearbeitet, welche Form und Gestaltung das Flugblatt/ die Flugschrift aufweist, wie sich das Verhältnis von Text und Bild bestimmen lässt, welche Textformen Aufnahme finden usw. Wir wollen aber auch einen Blick auf die Produktion und Rezeption der Flugblätter/ Flugschriften werfen: Welche Marktstrategien lassen sich identifizieren? Wie wurde das Flugblatt/ die Flugschrift rezipiert? Da im Seminar meist mit Digitalisaten der Flugblätter und -schriften gearbeitet wird, wird die Bereitschaft, Fraktur zu lesen vorausgesetzt. Zur Einführung: Daniel Bellingradt, Michael Schilling: Flugpublizistik. In: Handbuch Medien der Literatur, hrsg. von Natalie Binczek, Till Dembeck, Jörgen Schäfer. Berlin 2013, S. 273–289. Schließen