WiSe 22/23: Subjektivität und Relationalität des Theaters
Matthias Warstat
Kommentar
Die Frage nach Subjektivität und Subjektbildung spielt für die Beschäftigung mit Theateraufführungen und Performances von jeher eine große Rolle. Sie kann sehr unterschiedlich aufgefasst werden. So lässt sich etwa danach fragen, wie die eigene Subjektivität in die Erfahrung einer Aufführung einfließt und wie sich dies auch in der Beschreibung und Analyse von Aufführungen berücksichtigen lässt. Es kann aber auch darum gehen, ob sich durch Theater, d.h. performativ, in actu, so etwas wie ein politisches Subjekt hervorbringen lässt – eine handlungsfähige Instanz, die gesellschaftlich eingreifen und wirksam werden könnte. Dieses politische Subjekt müsste dann nicht individuell, sondern könnte gerade auch kollektiv gedacht werden. So ergeben sich aus der Frage nach Subjektivität im Theater Berührungspunkte mit verschiedenen Diskursfeldern wie etwa der politischen Theorie, der Gesellschaftstheorie und der Psychoanalyse. Gerade in den letzten Jahren hat in der Theaterwissenschaft zudem eine relationale Auffassung von Aufführungen Auftrieb erhalten: Sie zeigt sich bspw. in der These, dass in einem theatralen Geschehen die affektiven Relationen, Ströme und Zirkulationen der Hervorbringung von Akteur*innen und Zuschauer*innen vorausgehen. Im Seminar soll diskutiert werden, wie Fragen nach Subjektivität und Subjektbildung im Theater mit einer solchen relationalen Sicht verbunden werden können. Dazu sind einerseits gemeinsame Theorielektüren geplant. Andererseits sollen aktuelle Berliner Theaterinszenierungen gemeinsam besucht und auf ihre subjektive Dimension befragt werden. Das Seminar eignet sich insofern auch für eine Beschäftigung mit methodischen Fragen einer Analyse des Gegenwartstheaters. Seminar und die gleichnamige Übung müssen in Kombination besucht werden (4 SWS).
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