WiSe 22/23: Vom Expressionismus zur Ethnologie der Kunst: Carl Einstein
Andreas Schmid
Hinweise für Studierende
Kommentar
Mit der Erzählung „Bebuquin“ (1907/12) trug sich Carl Einstein (1885-1940) als wesentlicher Autor des Frühexpressionismus in den Kanon der Literaturgeschichte ein. Weniger bekannt sind seine Sammlungen afrikanischer Lieder und Märchen (Afrikanische Legenden, 1925), die seine expressionistische Werkphase mit seinen Arbeiten als Kunstkritiker verbinden. Einsteins gegenwärtige Bekanntheit – das Haus der Kulturen der Welt widmete ihm 2018 eine große Ausstellung – hängt nämlich mehr noch als an seinem literarischen Werk an seiner vermeintlichen ‚Entdeckung‘ der afrikanischen Kunst. Mit seinen beiden Bildbänden über afrikanische Plastik (1915 und 1921) schuf er einerseits einen visuellen Kanon, der bis heute die Rezeption von Kunst aus Afrika prägt, und entwickelte andererseits eine anspruchsvolle Theorie der Form, die weiterhin Anregungen zur Auseinandersetzung mit Kunst liefert. Ab 1927 lebte Einstein in Paris und gab dort mit Georges Bataille die Zeitschrift Documents heraus, in der er eine Ethnologie der Kunst vorschlug. Das Seminar nimmt sich vor, den literarischen Autor und den ethnologisch inspirierten Kunstkritiker im Zusammenhang zu untersuchen. Gemeinsam fragen wir dabei nicht nur nach der Werkbiographie, sondern auch nach der Rolle visueller Medien für seine Kunsttheorie sowie nach ihrem Verhältnis zum ethnologischen Museum. Seine Kritik am 1926 neueröffneten Berliner „Museum für Völkerkunde“ können wir bei einem Besuch in der Nachfolgeinstitution, dem Ethnologischen Museum im Humboldt Forum, überprüfen.
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15 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung