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WiSe 22/23: Was ist eine absichtliche Handlung? Einführung in G.E.M. Anscombes „Intention“

Fabian Börchers

Kommentar

G.E.M. Anscombe (1919-2001) war die vielleicht wichtigste Schülerin von Wittgenstein und eine bedeutende Figur der angelsächsischen Philosophie des 20 Jahrhunderts. Ihr Buch „Intention“ (1957) gilt als das Gründungswerk der analytischen Philosophie des Handelns. In ihm untersucht Anscombe den Begriff des absichtlichen Handelns – das heißt Fragen wie die, was es bedeutet, etwas absichtlich oder unabsichtlich zu tun, wie sich Handlungen von anderen Körperbewegungen unterscheiden, warum etwas zu beabsichtigen etwas anderes ist als ein Verlangen zu spüren und einige mehr. Zusammengenommen aber geht es in all diesen miteinander verknüpften Überlegungen um nicht weniger als die Frage, wie man überhaupt zu verstehen hat, dass wir Menschen ganz wesentlich handelnde Wesen sind und also auch und gerade in unserem körperlichen Tun unseren Geist zum Einsatz bringen, inwiefern sich also unser Charakter als Geistwesen und unsere körperliche Verfasstheit nicht gegenüber stehen, sondern miteinander einhergehen. Anscombe geht dabei von der radikalen Überzeugung aus, dass die Idee eines genuin praktischen Geistes in der neuzeitlichen Philosophie gänzlich verlorengegangen ist und erst mühsam zurückgewonnen werden muss. Anscombes Denkstil ist eigentümlich dicht, äußerst pointiert und geistreich und ist zum Teil nur schwer mit den Konventionen der analytischen Philosophie vereinbar. Auch deswegen wurde sie lange Zeit weit weniger gelesen als zitiert. In den letzten 10-15 Jahren ist es jedoch zu einer sehr produktiven Neulektüre ihrer Schriften gekommen, die für einige der interessantesten Entwicklungen der jüngsten Philosophie verantwortlich ist. Im Seminar wollen wir uns die Grundlage für das Verständnis dieser neueren Texte erarbeiten, indem wir vor allem „Intention“ und einige benachbarte Artikel aber auch philosophische Bezugstexte lesen und diskutieren. Schließen