13453 Hauptseminar

SoSe 16: Carl Einstein

Tom Holert

Kommentar

Das Werk des Lyrikers, Essayisten, Kunstkritikers und Aktivisten Carl Einstein (1885-1940) gehört zu den aufwühlenden Zeugnissen einer Theoriebildung der Moderne, die nie zum Abschluss gekommen ist und auch nicht kommen konnte. Denn auf die sich permanent erneuernde Gewalt der historischen Veränderungen im 20. Jahrhundert antwortete sie mit einer immer neu zu entwickelnden intellektuellen Gegengewalt von utopischen Entwürfen, apodiktischen Urteilen und abgrundtiefer Verzweiflung. Von heute aus betrachtet, ist Einstein der paradoxe Fall eines unbekannten, aber zugleich gut erforschten Autors, eines Klassikers, dem dennoch nie die volle Würdigung des Kultur- und Wissenschaftsbetriebs zuteil wurde. Nach über fünfzig Jahren der periodischen Wiederentdeckung in der Bundesrepublik, in der DDR, in den USA oder in Frankreich – zunächst durch Literaturwissenschaftler_innen, später auch durch Kunsthistoriker_innen – wird dieser schwierig-faszinierenden Figur nach wie vor mit einer Mischung aus Verwirrung und Bewunderung begegnet, die eine Beschäftigung mit den konkreten Inhalten und Anlässen seines Schreibens immer wieder erschwert. Doch lässt sich inzwischen ebenso eine gewisse Konsolidierung der Einstein-Forschung feststellen, erkennbar etwa an den umfänglichen „Fragmenten einer intellektuellen Biografie“, die Uwe Fleckner vorgelegt hat (Berlin 2006). Auf dieser und anderen Studien jüngeren Datums aufbauend wird das Seminar in Lektüren ausgewählter Texte Einsteins (vor allem seiner imposanten Kunst des 20. Jahrhunderts von 1926/1931, deren textkritische Neuausgabe von 1996 von Fleckner gemeinsam mit Thomas Gaethgens am Kunsthistorischen Institut der FU besorgt wurde, und der Monografie zu Georges Braque von 1934) weiter an der Genealogie des translokalen diskursiven Feldes arbeiten, auf dem sich Einstein in Berlin und Paris, in Belgien und Spanien bewegte – immer in engem Kontakt zu (und in teilweise heftiger Auseinandersetzung mit) weiteren prägenden Protagonisten der Kunst, Literatur und Philosophie der ersten Jahrhunderthälfte, darunter George Grosz, Max Beckmann, Georges Bataille, Michel Leiris, Paul Klee. In Einstein, der bereits 1915 eine Theorie der afrikanischen Skulptur, später eine Kritik der ethnografischen Sammlungspräsentation in Berlin und in den 1930er Jahren eine „Kunstgeschichte der Welt“ formulierte, ist überdies ein Autor zu entdecken, der im Zusammenhang der aktuellen Debatte um das Humboldt-Forum Beachtung finden sollte. Das Seminar steht im Zusammenhang der Vorbereitungen zu einer größeren Ausstellung zu Carl Einstein, die für Ende 2017 im Haus der Kulturen der Welt geplant ist. Schließen

Literaturhinweise

Literatur: - Carl Einstein, Werke. Berliner Ausgabe, hg. von Hermann Haarmann und Klaus Siebenhaar, 5 Bände (Bde. 1–3 übernommen von der Ausgabe des Medusa-Verlags, Berlin, 1980-1985), Berlin: Fannei & Walz, 1992–1996 (Bd. 4: Werke aus dem Nachlass, 1992; Bd. 5: Die Kunst des 20. Jahrhunderts, 1996). - Uwe Fleckner, Carl Einstein und sein Jahrhundert. Fragmente einer intellektuellen Biografie, Berlin: Akademie-Verlag, 2006. - David Quigley, Carl Einstein. A Defense of the Real, Wien: Schlebrügge.Editor, 2007 Schließen

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