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Proseminar
SoSe 13: Vergessene Orte - Erinnerungsorte jenseits geschichtspolitischer und erinnerungskultureller Kanonisierung
Rüdiger Traxler
Kommentar
Das Verhältnis der politischen Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland zur eigenen
Vergangenheitsreflexion ist spätestens seit den 60-er Jahren – erwähnt seien die Fischer-Debatte
oder Karl Jaspers Diktum „Freiheit vor Einheit“ – Gegenstand öffentlicher Betrachtung und bietet
immer wieder Gelegenheit, eine Bestandsaufnahme des politisch-gesellschaftlichen oder auch
wissenschaftlichen Reflexionsvermögens vorzunehmen. Wichtiger Bestandteil öffentlicher Erinnerung
sind die oftmals aus dem Konsens der Debatten und Diskurse resultierenden Erinnerungsorte in der
ihnen zugeschriebenen Relevanz für Gesellschaft und Staat. Mit dem von François und Schulze
vorgelegten Sammelband über „Deutsche Erinnerungsorte“ (2001) ist eine historisch-deskriptive
Kanonisierung des Gegenstands möglich geworden wie auch eine Ordnung nach positiver, negativer
oder ambivalenter Konnotation. Unberücksichtigt bleiben hingegen historisch relevante
Gegenstände, die nicht Bestandteil öffentlicher Erinnerungspraxis geworden sind und somit als
vergessene oder alternative Erinnerungsorte zu bezeichnen wären. So ist die das Erkenntnisinteresse
des Seminars leitende Frage darauf gerichtet, welche Kriterien oder Mechanismen
diskursbestimmend sind und dort fehlen, wo alternative Erinnerungsorte zu definieren wären, die im
öffentlichen Bewußtsein aber nicht etabliert werden.
Das Seminar teilt sich in drei Seminareinheiten: I. inhaltliche Erarbeitung der Begriffe Gedächtnis,
Erinnerung, Geschichtspolitik und Erinnerungskultur anhand der relevanten sozial- und
geschichtswissenschaftlichen Diskursbeiträge; II. Analyse der etablierten Erinnerungsorte der
Bundesrepublik Deutschland; III. Recherche und Konzeption alternativer Erinnerungsorte mit
abschließender Präsentation durch die Arbeitsgruppen. Die Seminareinheiten II. und III. finden als
Blockseminar statt, voraussichtlich an den Wochenenden in Vorlesungswoche 6 und 10. Die Zeit
zwischen der ersten und der zweiten Blockeinheit dient der Vorarbeit der Arbeitsgruppen zur
Seminareinheit III.
Den Seminarteilnehmern wird empfohlen, sich bereits zu Seminarbeginn mit der relevanten Literatur
vertraut zu machen (siehe hierzu auch die Handapparate im Otto-Suhr-Institut und in der
Universitätsbibliothek): Assmann, Aleida 2006: Der lange Schatten der Vergangenheit,
Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, München; Assmann, Jan: 2005: Das kulturelle Gedächtnis,
Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München; Boer, Pim den 2012:
Europäische Erinnerungsorte, Bd. 1-3, München; François, Etienne/Schulz, Hagen 2001: Deutsche
Erinnerungsorte, Bd. 1-3, München; Halbwachs, Maurice 1991: Das kollektive Gedächtnis, Frankfurt;
Halbwachs, Maurice 2008: Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen, Frankfurt; Münkler,
Herfried 2009: Die Deutschen und ihre Mythen, Berlin; Reichel, Peter 1995: Politik mit der
Erinnerung, Gedächtnisorte im Streit um die nationalsozialistische Vergangenheit, München/Wien;
Wolfrum, Edgar 1999: Geschichtspolitik in der Bundesrepublik Deutschland, Der Weg zur
bundesrepublikanischen Erinnerung, 1948-1990, Darmstadt. Schließen
7 Termine
Zusätzliche Termine
Sa, 08.06.2013 10:00 - 17:00Topographie des Terrors
Sa, 06.07.2013 10:00 - 17:00
Ort wird Nachgereicht
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 10.04.2013 10:00 - 12:00
Mi, 17.04.2013 10:00 - 12:00
Mi, 24.04.2013 10:00 - 12:00
Mi, 08.05.2013 10:00 - 12:00
Mi, 15.05.2013 10:00 - 12:00
Mi, 12.06.2013 10:00 - 12:00
Mi, 10.07.2013 09:00 - 12:00