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SoSe 16: Raum Macht Politik

Fabian Namberger, Johannes Schorling, Christian Sowa

Kommentar

Mit dem vielbeschworenen Spatial Turn kehrte „der Raum“ in den späten 1980er Jahren als kritische Analysekategorie in die „westlichen“ Sozialwissenschaften zurück. Fast zwei Jahrzehnte später lässt sich festhalten: In der Politikwissenschaft im Allgemeinen wie auch in der politischen Theorie im Speziellen ist die räumliche Kehrtwende des Spatial Turns bestenfalls teilweise gelungen. Insbesondere in deutschsprachigen Debatten dominiert weiterhin ein statisches Raumverständnis, das dazu beiträgt, die „klassische“ politikwissenschaftliche Analysekategorie des territorialen Nationalstaats als naturgegeben zu fixieren anstatt sie in ihrer historischen und geographischen Kontingenz sichtbar zu machen. Die Politikwissenschaft, so ließe sich argumentieren, sitzt in einer „Raumfalle“. Gleichzeitig lassen sich aber auch Debatten finden, mit denen dieser Status Quo aufgebrochen und hinterfragt werden kann, insbesondere in marxistischen, post-strukturalistischen und post-kolonialen Ansätzen, welche sich kritisch mit Fragen von Politik und Macht auseinandersetzen. In einem ersten Schritt wollen wir daher zunächst grundlegende Theorien kritisch-räumlichen Denkens nachvollziehen. Dabei werden wir uns mit verschiedenen Formen von Macht, ihren Strukturen und Effekten auseinandersetzen. Ziel ist es, Raum nicht mehr nur als physisch-materiellen Hintergrund sozialen Handelns zu verstehen, sondern als einen selbst mit sozialen Machtverhältnissen durchsetzten Prozess zu begreifen – kurz: „Raum wird ge-Macht!“ Zentrale Begriffe des Seminars sind daher Macht, Raum und Politik sowie deren Beziehungen, Wechselwirkungen und Dynamiken. In einem zweiten Schritt werden wir diese konzeptionell-theoretische Neuausrichtung auf verschiedene räumliche Maßstabsebenen bzw. scales rückwenden (global, national, urban, Körper). Davon versprechen wir uns zwei produktive Auswege aus der Raumfalle der Politikwissenschaft: Zum einen wird der territoriale Nationalstaat als eine räumliche Ebene unter vielen sichtbar und somit in seiner „naturgegebenen“ Allgemeingültigkeit grundlegend hinterfragt. Zum anderen treten aber auch alternative räumliche Ebenen in ihrem politischen Charakter hervor. Über die Betrachtung von Raum als soziales Konstrukt werden wir uns somit im Verlauf des Seminars aktuellen und zentralen Debatten der politischen Theorie annähern und sie aus Sicht post-kolonialer wie auch feministischer Theorien kritisch diskutieren. Schließen